Leben/Gesellschaft

Schnecken: Schleimen im grünen Bereich

Der Winterschlaf ist längt beendet. Jetzt machen sie Hitzeferien. Das derzeitige Klima lässt es nicht zu, im Schneckentempo nach Futter und Artgenossen zu suchen. Der Kraftaufwand, einen Schleimteppich für die wellenförmige Fortbewegung bzw. den Schreitgang zu produzieren, wäre für die Bauchfüßler lebensbedrohlich, sie bestehen zu 85 Prozent aus Wasser. Pause im eigenen Haus, in der Erde, im sonnengeschützten Gebüsch, unter Blumentöpfen. Der nächste Regen kommt bestimmt. "Heuer ist es besonders feucht und schwül. Die langen Trockenperioden fehlen bis jetzt. Der Regen, der in der Hitze verdunstet, begünstigt Gewitter", beschreibt Ingrid Hagenstein vom Naturschutzbund die guten Bedingungen, die Schnecken dieses Jahr besonders häufig ins private Grün locken.

Tatsächlich hängt das Aufkommen der uralten Erdbewohner von den Wintertemperaturen, dem Frühlingswetter und der Anzahl der erwachsenen Tiere ab: Viele Nacktschneckenarten legen im Herbst ihre Eier im Boden ab. Ist es zu kalt, frieren die Eier mitunter ein. Bleibt es mild oder wirkt eine dicke Schneedecke isolierend, überlebt wesentlich mehr Nachwuchs als bei Eiseskälte.

Ungebetener Gast aus Spanien

"Die Spanische Wegschnecke ist sehr vital. Sie ist fortpflanzungsstark und frisst die Eier der heimischen Schneckenarten", erklärt Hagenstein das dominante Erscheinen des ungebetenen Gastes. Die in den 1970er-Jahren eingeschleppte Gastropode ist hauptverantwortlich für das schlechte Image aller Schnecken. Sie hält sich an saftigen Pflanzen genauso schadlos wie an Aas und Artgenossen. Mit mikroskopisch winzigen Zähnchen auf der Raspelzunge zerkleinert die Verdrängerin der Roten Wegschnecke mit Vorliebe Salat und Zierblumen. "Der Appetit auf zarte Gartenpflanzen wird oft mit giftigen Präparaten gebremst. Es gibt aber ökologische Alternativen zur chemischen Keule", betont "die umweltberatung". Umweltschützer empfehlen, Barrieren im grünen Bereich zu errichten und die Komfortzonen für Schnecken zu minimieren.

Hochbeete und Zäune aus Blech oder Kunststoff erschweren das Einfallen. Wer Fressfeinden wie Igeln, Kröten und Vögeln ein gemütliches Zuhause bietet, reduziert die Zahl der Urmünder. Wer Kresse, Senf oder Spinat pflanzt, lenkt sie von anderen Leckerbissen ab. Salbei, Knoblauch und Thymian schrecken ab. "Gießen Sie frühmorgens statt abends und reichlich nur im Wurzelbereich" – auch dieser Tipp von "die umweltberatung" schränkt die Wanderlust der Schleimer ein. Bierfallen sollten nicht länger als drei Tage an der selben Stelle in der Erde versenkt bleiben. Der Geruch verführt sonst auch die Hermaphroditen aus Nachbars Garten.

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