Leben/Reise

Nur alle 4 Jahre: Schemenlaufen in Imst gegen die bösen Geister des Winters

Kurz nach sechs Uhr früh, vom hellen Glockengeläute der nahen Pfarrkirche geweckt, blickt man durch das Fenster hinaus ins fahle Mondlicht. Es ist kurz vor Beginn der Fåsnåchtsmesse. Eine Messfeier für die Männer, denn sie sind die Darsteller am Umzug, seit Jahrhunderten eine in Imst gepflegte Tradition.

Die Frauen bereiten alles für diesen speziellen Tag vor, seit vielen Wochen wird sorgfältig an den Kostümen genäht, Kopfaufputze gefertigt und aufwendige Perücken gezopft. Im Anschluss an den Gottesdienst werden die Fåsnåchtler daheim von ihren Frauen buchstäblich in ihre Kostüme eingenäht.

Böse Geister vertreiben

Die Bedeutung des Begriffs Schemenlaufen ist unklar. Um 1200 taucht der Begriff Scheme auf, als sceme in der Bedeutung von Gespenst und Dämon. Eine schwarze Kutsche, gezogen von zwei Norikern, fährt durch die Stadt, darauf Ausrufer, die lautstark einen Prolog verlesen und die Bevölkerung zum Besuch des Umzugs einladen.

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Manfred Thurner ist einer von ihnen: „Die Welt dreht sich weiter, aber in Imst bleibt die Zeit stehen. Die Masken oder Larven, wie wir sagen, werden wie früher von Schnitzern in Imst angefertigt, dem Träger angepasst und sind meistens aus Zirbenholz.“ Mindestalter für die Teilnehmer ist sechzehn, Buben ab sechs Jahren dürfen an der Buabefåsnåcht teilnehmen. „Nur wer dieser Gruppe angehört hat, kann später am Schemenlaufen teilnehmen“, sagt Thurner. Die nächste Buabefåsnåcht in Imst findet voraussichtlich am 1. Februar 2026 statt.

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Die Mittagsglocken der Pfarrkirche geben den Auftakt zum Umzug, von der Imster Oberstadt in die Unterstadt. Zu den Hunderten von Maskierten der Fåsnåcht zählen auch „Ordnungsmasken“. Sie halten die Straße frei, an die zwanzigtausend Zuschauer wollen den Umzug hautnah erleben. Die Sackner mit furchterregender Larve in Imster Frauentracht erfüllen diese Aufgabe mit ihrem ballonartigen Sack, dessen Gewicht so mancher Besucher auf seinem Oberschenkel zu spüren bekommt, der noch nicht auf den Gehsteig zurückgewichen ist. Ebenso sorgen die Spritzer mit langen Metallspritzen und kaltem Wasserstrahl für eine freie Straße.

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Nun folgen die sechzig Paare der Roller und Scheller mit ihrem aufwendigen Kopfschmuck. Sie bilden den ersten Kreis, dabei tanzen einzelne Paare abwechselnd und produzieren bei ihren Bewegungen mit ihren Glöckchen und Schellen am Körper ohrenbetäubende rhythmische Klänge, die die bösen Geister vertreiben sollen.

Anreise
Mit dem Zug bis Imst-Pitztal (von Wien knapp unter 5 Std.). 

Unterkunft
Hotel Hirschen, direkt neben der Pfarrkirche. Hier kann man am Abend nach dem Schemenlaufen auch Roller und Scheller treffen.

Schemenlaufen
Nächster Termin am 13. Februar 2028. 

Sonnenskilauf
– Ein 1-Tagesskipass kostet 42,20 €
–  Kinderskiwochen vom 11.–22. März mit gratis Skikurs für Kinder unter 7

Sommeraktivitäten
– Wandern in der Rosengarten-Schlucht (ab April) 
– Fernsteinsee

Tanz auf der Straße

Die Roller mit ihren faltenlosen Larven und blumengeschmückten Kopfbedeckungen beeindrucken mit eleganten Sprüngen und symbolisieren die Jugend. Der sogenannte Scheller trägt eine Larve mit großem Schnauzbart, eine Kopfbedeckung mit Kranz und Spiegel sowie schwere Kuhschellen, das Sinnbild des Alters.

Auf dem Weg in Richtung Unterstadt wird ein Kroas nach dem anderen gebildet. Roller und Scheller versuchen, Bekannte im Publikum zu entdecken und sie zu einem Tanz auf die Straße zu ziehen. Diese zeigen sich für diese Ehrenbezeugung mit einer Spende erkenntlich. Als Besucher ist man vom unglaublichen Bemühen und Zusammenhalt der Bewohner von Imst, den über Monate dauernden Vorbereitungen, tief beeindruckt.

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Bären und Hexen auf Umzugswägen

Dem Zug der Maskierten folgen sieben zum Teil meterhohe Fåsnåchtswagen. Eine fahrende Skisprungschanze bringt Olympia nach Imst, ein Zug aus drei Wagen führt eine Imster Kapelle und zwei idyllische alte Häuser, auch ein gemeinsamer Wagen für Bären und Hexen ist darunter. Wie schade, dass diese Prunkstücke schon in den nächsten Tagen wieder abgebaut werden.

Kurz vor Sonnenuntergang ist man am Stadtplatz in der Unterstadt angelangt und formiert sich zum fulminanten Schlusskroas. Noch einmal gibt jeder Maskierte alles, obwohl sich nach den ausgelassenen, aber anstrengenden Stunden Müdigkeit breitmacht. Vor dem Betläuten um achtzehn Uhr müssen die Larven endgültig abgenommen werden.

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Dem gemeinsamen Ziel aller Imster beim Schemenlaufen, die bösen Geister des Winters zu vertreiben, ist man dank dem Jahrhunderte langen Bemühen der Fåsnåchtler offensichtlich näher gekommen. Der Winter hat vielerorts seinen Schrecken verloren.