Jakobsweg: Der Pilgernde nahm den Gardinenstab und ging los
Von Kristin Butz
Ja, wieder ein Buch von jemandem, der den Jakobsweg ging, nachdem er eine Lebenskrise aufgerissen hatte. Aber: Autor Johannes Thon schreibt gewitzt, ironisch, selbstreflektiert. Und ehrlich. Als er vor einem Scherbenhaufen steht, will er nur weg. Er will sein Wie finden und begibt sich samt improvisiertem Pilgerstab auf den 850 Kilometer langen Camino del Norte.
Schnell wird das erhoffte Unbekannte zum Alltag: essen, rennen, laufen. Und doch fühlt Thon täglich anders. Zum Ende der Reise hin fragt ihn jemand:
„Johannes, hast du dein Wie gefunden?“
Da antwortet er: „Der Rucksack war nie mein Zuhause.“
Nichts von dem, was er von Zuhause mitgenommen hatte, gab ihm auf dem Weg Vertrautheit oder Sicherheit. Stattdessen waren es andere Dinge wie Nudeln mit Kichererbsen, der Blick aufs Meer, ein gelber Pfeil, ein Ton auf einer Mundharmonika. Und Menschen. Das Buch ist philosophisch-lustig. Viele Seiten, dicht beschrieben. Einige Schwarz-Weiß-Bilder.