Blaa Alm: Wo fängt das Tal an, wo schließt es?
Von Axel Halbhuber
Die Einzigartigkeit von schönen Plätzen wird oft überbewertet. Das Schöne wiederholt sich, manche Plätze sind von einer archetypischen Schönheit, die es immer wieder gibt, weil sie Produkt einer bestimmten Topografie ist. Nordwände gehören dazu oder auch Südhänge und Westflanken. Im Winter erregt diesbezüglich der Talschluss ganz besondere Aufmerksamkeit.
Nun erschließt sich die leise Schönheit eines Talschlusses nur dem Spaziergänger, vielleicht der Schneeschuhwanderin, das laute Volk der Skifahrer mit ihrem scharfkantigen Kratzen auf glatten Stellen wird das nicht verstehen. Umso mehr aber der Langläuferin und dem Langläufer. Sie sind es gewohnt, hier und dort auf eine lieblose Rundloipe am Ortsrand verbannt zu werden, irgendeine Wiese, auf der man winters halt Spuren zieht, damit die paar Langlaufhanseln auch ihren Spaß haben. Aber manchmal bereitet man ihnen mit viel Liebe zum Detail ein Juwel und zieht eine weite Loipe in den Wald hinein, hinter dem letzten Autoschranken, wo es den Fußgängern bald zu weit wird und wo nur Wildhüter hingehen, um die Futterkrippen zu befüllen. Auf die Forststraße, die sich – oft an einem Bacherl entlang – dorthin schlängelt, wo sich das Tal seinem Ursprung entgegen verjüngt. In den letzten Winkel, ins letzte Eck. Oder eigentlich ins erste, denn Talschluss ist nur die Sicht von der Zivilisation aus, eigentlich ist es der Talanfang, aus Sicht des Berges.
Zum Beispiel Saalbach, eigentlich der Hinterglemmer Ortsteil Lengau. Dort rühmt man sich mit dem angeblich schönsten Talschluss der Alpen. Von dort kommt der Fluss Saalach und im Sommer braucht man hier nicht auf viel Ruhe zu hoffen, Klettergarten, Mountainbiking und undundund, siehe eigene Website talschluss.at. Aber im Winter gibt es hier die Talschluss Loipe, samt beeindruckendem Bergamphitheater rundum.
In Tirol zieht sich ebenfalls ein Tal in die Berge, in diesem Fall ins Karwendelgebirge, das im Sommer von Halbschuhtouristen bevölkert wird, aber im Winter durch kleine Waldstücke und viel Schnee zur Traumkulisse wird. Die Loipe ab Pertisau in die Gramai ist lang, aber lohnend, man trifft in all den Stunden viel weniger Menschen als Berge.
Für Langlauf-Einsteiger, die sich an das Talschlusserlebnis herantasten wollen, eignet sich die idyllische Blaa Alm. Ab dem Parkplatz der Loser Skiarena läuft man durch den Wald zum Plateau der Alm über ein paar kleine Steigungen und Kurven – und wärmt sich so für das wunderschöne Schlussstück auf: Denn von der sehr einfachen Loipenrunde Blaa Alm (zum Üben perfekt!) zweigt ein Weg zur Rettenbachalm ab. Zu einer abenteuerlichen Waldabfahrt, durch einen Talschlusskessel mit moosigen Bäumen und urigen Blockhütten, steilen Wänden und Loser-Blicken und unberührtem Schnee, auf dem die Sonne glitzernd explodiert. hahu
Salzburg: Die Hinterglemmer Talschluss Loipe – 10 Kilometer lang, 200 Meter rauf/runter, saalbach.com
Tirol: Loipe Falzthurn/Gramai ab Pertisau – 14 Kilometer lang, gut 300 Meter rauf/runter, achensee.com
Steiermark: Blaa Alm und Rettenbachalm Loipe – zusammen 7 Kilometer lang und rund 100 Höhenmeter Auf-/Abstieg. Die Runde lässt sich auch ohne Rettenbachalm fahren; ausseerland.salzkammergut.at