Leben/Gesellschaft

Monika Löff fotografiert Hände

Die Hände des Sängers Hubert von Goisern, der jetzt auch im Kino "brenna tuat", hat sie bei einer gemeinsamen Zugfahrt zwischen Salzburg und Attnang-Puchheim fotografiert. Die Hände der ORF-Journalistin Ingrid Thurnher in ihrem Büro auf dem Wiener Küniglberg, die Hände des Schauspielers Harald Krassnitzer bei einem morgendlichen Filmdreh, die Hände der Satiriker Stermann und Grissemann im Café Rüdigerhof auf der Wienzeile. Und die Hände der bildenden Künstler Ernst Fuchs und Hermann Nitsch durfte sie in deren zauberhaften Privatgemächern aufnehmen.

Monika Löff porträtiert mit der Kamera seit dem Jahr 2001 Menschen, die sie bemerkenswert findet, die sie persönlich interessieren. Dabei geht es ihr in erster Linie um die Hände (siehe rechts).

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Die Welt begreifen

"Hände erzählen Geschichten", sagt die Porträtsammlerin. Auch ihre Hände erzählen eine Geschichte. Monika Löff ist in Gmunden aufgewachsen, hat dort klassisch eine Lehre als Fotografin absolviert. Mit 22 ist sie nach Wien übersiedelt, um in der großen Stadt mit viel Fleiß und verlässlicher Qualitätsarbeit ein gut gehendes Fotolabor aufzubauen.

Auf das Thema Hände kam sie durch ein persönliches Unglück, einen Autounfall in Indien ("in meinem ersten Urlaub nach fünf Jahren permanenter Arbeit, am letzten Urlaubstag vor dem geplanten Heimflug"). Als Mitfahrerin hat sie eine schwere Kopfverletzung erlitten. Es ist der Kunst von mehreren helfenden und heilenden Hände zu verdanken, dass sie den Unfall überlebt hat und dass von ihrem Schädelbasisbruch und ihrer beidseitigen Gesichtslähmung keine bleibenden Schäden und auch so gut wie keine sichtbaren Erinnerungen zurückblieben.

Die wunderbaren Hände ihrer Therapeuten, die ihrem wochenlang gelähmten und vom Unfall gezeichneten Gesicht das Leben zurückgaben, brachten sie auf die Idee, dem "Werkzeug der Werkzeuge" (Aristoteles) mehr Aufmerksamkeit zu schenken. "Hände, die bewegen" nennt Löff ihre erste Foto-Ausstellung, die bis auf Weiteres im Hotel Altmünsterhof am See (am Traunsee) zu sehen ist.

Zu ihren Bildern hielt die Fotografin fest: "Mit ihnen ,begreifen‘ wir die Welt, wir gestikulieren, berühren, tasten, formen, drücken uns aus, arbeiten, geben und nehmen, streicheln und schlagen, lieben, bitten, beten, heilen, sprechen, spielen und helfen wir." Seit mittlerweile 15 Jahren gehört ihre Leidenschaft diesen Händen. Ihr tägliches Brot verdient sie hingegen als Werbefotografin. Der Unfall und die anschließende Therapie ist als eine Zäsur in ihrem Leben zu sehen. Nach dem Verkauf ihres Wiener Labors ist sie nach Gmunden zurückgekehrt, um sich mehr auf das wahre Leben zu fokussieren. Weil sie ihr Handwerk versteht, wie das so schön heißt, ist Monika Löff heute auch als Werbefotografin gut gebucht.

"Eine Frage der Perspektive"

Ihre Fotos von den Händen sind ebenso wie ihre Produktfotos nie Schnappschüsse, sondern präzise komponierte Schönbilder. Manchmal dauern Fotosessions drei, vier Stunden. Immer geht es auch um eine typische Handhaltung. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen. "Die Hände müssen zum Charakter der Person passen", erzählt Löff über ihre Arbeit. "Seit ich zu diesem Thema arbeite, fasziniert mich die Einzigartigkeit der menschlichen Hand mehr und mehr."

Auch wenn ihre Hände-Fotos vielsagend sind, fragt sie die Menschen, die sie porträtiert, immer auch nach ihrem persönlichen Lebensmotto. Ihr eigenes lautet übrigens: "Alles ist eine Frage der Perspektive." Eine Einsicht, die weit über die Fotografie hinaus geht. Bemerkenswert ist auch das Lebensmotto des bekannten, im Jahr 2007 verstorbenen, Fotografen Franz Hubmann:"Die Welt ist immer wieder schön, man muss nur sehen."

Bis dato hat die Frau, die selbst viel lieber hinter als vor der Kamera steht, 35 Menschen und deren Hände ins Bild gerückt. Ohne Aussicht auf ein Ende: "Ich habe da noch eine ganze Menge Leute, die ich gerne fotografieren möchte." Die Porträtierten müssen nicht zwingend prominent sein. Einer war früher zum Beispiel bei der Fremdenlegion (sein Lebensmotto: "Leben und leben lassen"), ein anderer Apnoetaucher, der auch einen schweren Unfall zu bewältigen hatte.

P. S.: Monika Löff träumt von einem Fotoband ihrer handverlesenen und sorgfältig fotografierten Sammlung. Und sie träumt von einer Ausstellung in Wien.

Biografie

Monika Löff ist Fotografin seit ihrer Lehrzeit in einem Fotofachgeschäft in Gmunden. In Wien hat sie das Fotolabor "Schnappschuss" aufgebaut. Nach ihrem Unfall in Indien hat sie sich wieder auf das Fotografieren verlegt. Beeindruckend ist auch die Liste ihrer Kunden, für die sie heute als Werbe-Fotografin arbeitet. Mehr über sie hier.


Zur Fotografie

Mehr zur Ausstellung "Hände, die bewegen" auf der Homepage des Hotels Altmünsterhof.