Leben/Gesellschaft

Pflanzen, die Luft verbessern: Dschungel für das Schlafzimmer

Wer in Schönbrunn das Palmenhaus betritt, atmet ganz automatisch tief durch. Die Luft ist besser als gewohnt, na klar, denkt man sich, viel Grün produziert viel Sauerstoff und säubert die Luft.

Stimmt nicht, widerspricht der Experte. Daniel Rohrauer leitet die Botanischen Sammlungen der Bundesgärten und klärt den Mythos auf: „Pflanzen produzieren zwar Sauerstoff, aber sie veratmen ihn auch.“

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Es bleibt zwar etwas übrig, aber der große positive Effekt vom Zimmergrün liegt in erhöhter Luftfeuchtigkeit. „Wir Menschen leben in einer für uns nicht ganz gesunden Umgebung. Wir heizen, haben dichte Fenster, die Luft ist zu trocken.“ Studien aus Holland empfehlen deshalb pro Person und 75 Quadratmeter mindestens drei Pflanzen in der Wohnung. Die verdunsten über die Blattoberflächen, über Erde und Untersetzer. „So trocknet unsere Schleimhaut weniger aus. Außerdem transportiert feuchte Luft die Gerüche besser.“ Weshalb es im Palmenhaus so gut riecht.

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Luftfeuchtigkeit macht sich – entgegen einem hartnäckigen Gerücht – auch im Schlafzimmer gut. Das ist allerdings ein schwieriges Habitat, dunkel und kühl. Der Experte widerspricht erneut: „Das Schlafzimmer ist für die meisten Pflanzen fast noch zu warm – was die Verfügbarkeit etablierbarer Pflanzen bei uns einschränkt.“

Immer warm ist zu warm

Denn das ganze Jahr konstant eine relativ hohe Temperatur um die 18 Grad, das haben nicht einmal Tropenpflanzen, auch dort gibt es meistens eine kühlere oder trockene Periode im Jahr. Dunkel haben es die gängigen Zimmerpflanzen in ihren ursprünglichen Schlafzimmern sowieso, wo sie meist unter dem Blätterdach des dichten Dschungels wachsen.

Ein perfektes Beispiel (und damit ein guter Schlafzimmer-Geselle) ist die Kentia-Palme, die auch als Howea reüssiert (der Name kommt vom Herkunftsort, den australischen Lord-Howe-Inseln). Sie ist besonders pflegeleicht, mag es halbdunkel und darf nur nicht komplett austrocknen (Gießen im Schlafzimmer ist bekanntlich eine Patzerei). Und hält als eine der wenigen Zimmerpflanzen Zugluft gut aus (weshalb sie in 1980er-Amtsstuben neben der Türe stand).

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Mindestens genauso viel Büroerfahrung hat die beliebte Grünlilie, die nichts außer regelmäßigem Guss braucht. Sie lässt sich hervorragend vervielfältigen und kommt aus den tropischen Regenwäldern Afrikas. Wie die Clivia (oder Klivie), auch ein Klassiker der 1980er, aber eher aus Wirtshausfenstern bekannt. Sie erduldet Wärme wie Kälte – und Trockenperioden.

Etwas wärmer, also gerne Richtung zwanzig Grad, mögen es Bromelie, Monstera, Philodendron und Efeutute – die ist überhaupt perfekt für den Ruheraum: Sie mag es dunkel, wächst hinauf und hinunter und ihre Blätter bleiben klein (wie die meisten Schlafzimmer ja auch) – bis sie ans Licht kommt: Im Dschungel bildet sie erst große Blätter, wenn sie die Bäume überwachsen hat.

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Kein Klettergerüst brauchen Dieffenbachie oder das wunderbare Einblatt: Das verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern besonders den psychischen Zustand, weil es als eine der wenigen Innenpflanzen bei uns blüht. Rohrauer: „Es ist mittlerweile belegt, dass Pflanzen am Arbeitsplatz das Burn-out-Risiko senken.“ Kann also auch im Schlafzimmer nur helfen.

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