Leben/Gesellschaft

Kärntner will wie "Arnie" werden

"Zieh dich nur mit der Rückenmuskulatur nach oben, lass die Arme so gut wie möglich aus der Bewegung raus", wird Klaus Drescher von seinem Trainer angefeuert. Es geht um die korrekte Ausführung des hundsgemeinen Klimmzugs. Es folgen jene schmerzhaften Momente, in denen der Bodybuilder den Trainer samt seiner Klimmzüge von Herzen verwünscht.

Ein ehrgeiziges Ziel

Nur mit wenigen zugegeben enormen Muskeln zieht sich Klaus Drescher hoch. Eine echte Tortur – auch für ihn: Er bringt aktuell 105 Kilo auf die Waage. Die hängen sich rein. Aber was bleibt ihm übrig? Der 30-jährige Kärntner mit Wohnsitz in der Obersteiermark möchte auch 2018 Weltmeister im Bodybuilding werden. Diesem Ziel ordnet er sehr viel von seinem Leben unter.

Und leistet sich den kompromisslosen Trainer – Stefan Kienzl. In dessen Vita steht, dass auch er ein Bodybuilder war. Auf seiner Visitenkarte nennt er sich inzwischen "master of care".

Auf dem unbarmherzigen Weg zum nächsten Titel hat Drescher, der sich wie sein Vorbild Arnold Schwarzenegger " Mister Universum" nennen darf, nicht nur Klimmzüge zu absolvieren. Vor der nächsten Übung mit der Langhantel erzählt er von sechs Fitnesseinheiten pro Woche.

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Das Training absolviert der Absolvent der HTL Wolfsberg übrigens parallel zum Broterwerb im Stahlwerk im obersteirischen Judenburg, wo er abwechselnd Tag- und Nachtschichten schiebt.

Mit der Langhantel soll er nun seine Rückenmuskeln besser kräftigen, erklärt ihm der Trainer. Denn wenn der Bodybuilder mit dem Künstlernamen Serratus (latein. für vorderer Sägezahnmuskel) noch irgendwo eine Schwäche hat, dann im Rücken. Wirklich Freude macht auch die Langhantel nicht. Ebenso wenig wie die Kurzhantel.

Auf die Frage, warum er sich diese Qual antut, erklärt der Bodybuilder, der nur im Amateurbereich antritt, wohl überlegt: "Weil es ein geniales Gefühl ist, wenn du bei einem Wettkampf als Letzter auf der Bühne stehen bleiben darfst und von der Jury zum Sieger erklärt wirst."

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Dafür schluckt Drescher, der kein Fleischtiger ist, 5000 Kalorien pro Tag. Es ist ein brauner Brei, den er nach dem Training trinkt, er hat ihn selbst zusammengemixt, weiß daher auch genau, was drinnen ist: "Rohe Eier, Reisflocken, Reisproteine, Erbsenproteine, Haferflocken, Leinsamenöl, ein Apfel, fein gemahlene Eierschalen."

Nach Hollywood

Verdankt er die große Anzahl an Muskelzellen auch der Zufuhr solcher Substanzen, deren Namen Ärzte sofort erstarren lassen? Diese Frage beantwortet "master of care" Kienzl, der weltweit Bodybuilder coacht, so: "Ich sage meinen Leuten immer, dass dieses Zeug nicht nachhaltig wirkt. Wenn du ganz nach oben kommen möchtest, dann musst du unbedingt ordentlich trainieren."

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Ob sich seine Leute an den Rat halten, kann Kienzl nicht sagen. Und der Weltmeister aus Wolfsberg redet lieber über seinen nächsten Coup: Im Moment ruht seine Ausbildung zum Schauspieler, weil er sich die Privatstunden nicht leisten kann. Doch sein Plan ist fix, er will es wie sein bekannter Landsmann machen: "Als Schauspieler in Hollywood." Dafür nimmt er auch Beleidigungen jener Landsleute in Kauf, die Bodybuilder als Verrückte abtun.

Mehr über den "Mister Universum" unter: www.serratus.at.