Krippenspiele: Weihnachten als mundartliches Bühnenstück
Von Ute Brühl
Seit dem Mittelalter wird die Geschichte von Maria und Josef auf die Bühne gebracht. Es ist eine ganz besondere Stimmung, wenn Kinder am Nachmittag des 24. Dezember die Weihnachtsgeschichte nachspielen. Die Kirche wird zur Bühne, Buben verwandeln sich in Josef, Mädchen in Maria, auch für viele Hirten gibt es Hauptrollen.
In vielen Kirchengemeinden ist das Krippenspiel eine lieb gewordene Tradition, und das obwohl es gar nicht Teil der Liturgie ist. Einst fand die Aufführung nämlich außerhalb der Kirchenmauern statt – mancherorts ist das heute noch so.
Bekanntes Beispiel sind die Laßnitzer Volksschauspiele, die mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehören. In dem steirischen Ort im Bezirk Murau werden nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern auch andere Ereignisse wie die Passion nachgespielt – allerdings finden die weihnachtlichen Hirtenspiele nur alle paar Jahre statt.
Früher wurden diese für das Volk verständlichen Stücke in den Bauernstuben aufgeführt. Wer sie sehen wollte, musste oft einen stundenlangen und beschwerlichen Fußmarsch bewältigen. Heute wird die Geschichte von der Herbergssuche im Kultursaal aufgeführt, der bequem mit dem Auto zu erreichen ist. Geblieben sind die spärlichen Requisiten und die Gewänder. Die sehen genau so aus, wie wahrscheinlich schon vor 100, 200 oder gar 400 Jahren.
Wie alte Musicals
Was traditionelle Krippenspiele auszeichnet: Sie werden in Mundart aufgeführt, begleitet durch Volkslieder, die zum Teil bereits im Mittelalter entstanden sind – Weihnachten als volkstümliches Musical.
Dass das gemeine Volk die Geschichte deshalb verstehen konnte, war nicht der einzige Grund, warum das Krippenspiel so populär war. Das Besondere war, dass die Geschehnisse aus Sicht der Hirten erzählt wurden. Mit diesen konnten sich die Menschen, die selbst unterprivilegiert waren, identifizieren. Imponiert hat ihnen wohl, dass die Hirten mit einfachen Instrumenten und Gesängen das Jesuskind erfreuen konnten. Teure Geschenke wie Weihrauch, Myrrhe und Gold, wie sie die Heiligen Drei Könige brachten, waren dazu nicht nötig.
Und heute? Traditionelle Krippenspiele wie die in Laßnitz gibt es noch vereinzelt. Fast überall haben diese Form des Spiels die Kinder erobert. Es ist auch eine Möglichkeit der Pfarren, Kinder für die Kirche zu begeistern.
Zu einem besonderen Erlebnis macht im burgenländischen Kleinfrauenhaid die Cenacolo-Gemeinschaft das Krippenspiel: Über Wochen zimmern und schneidern ehemalige Alkoholiker und Drogenabhängige, um ein Bethlehem fast im Original aufzubauen – so wie es vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnte. Am 16. und 26. Dezember sowie am 6. Jänner wird das Krippenspiel aufgeführt. Für alle ein besonderes Weihnachten.