Medien-Satire über den Promi-Wahnsinn
Von Heinz Wagner
Eineinhalb sarkastische Theaterstunden beschert die Dramatisierung des "schlechtesten Dates aller Zeiten". Sehr viel Lachen und Lächeln über das Auf-die-Schaufel-nehmen sinnentleerter Promi-Interviews, die das eine oder andere mal gar nicht stattfinden, sondern mit den entsprechenden PR-Agenturen zusammengedichtet werden. Daneben steht der große Anspruch einer Star-Journalistin, endlich was Sinnvolles, was Gutes tun zu wollen. Über das Elend in Afrika und da vor allem jenes von Kindersoldaten zu berichten, es aufzudecken. Übrigens Monate, vom Buch her sogar Jahre vor der jüngsten von Millionen Menschen im Internet verfolgten "Kony2012"-Videokampagne.
Trotz ernsten, blutigen Hintergrunds ist das Lachen angebracht – über die Scheinwelt, die so manche Medien aufbauen – egal ob`s um die Marotten von Hollywood-Größen geht oder um Bösewichte mit Blut an den Händen, die real Krieg führen. Und wo "der Westen" oft eine kaum weniger grausame Gegenseite unterstützt, um die eigenen (ökonomischen) Interessen zu wahren.
Mit wenigen Requisiten, ein paar Einblendungen, Musik – vor allem aber dem überzeugenden eineinhalbstündigen Solo-Schauspiel Maria Fliris geht die groteske Komödie auf.
Kutcher, Britney und...
Zurück zum Anfang der Story, die nach der Premiere im Feldkircher Pförtnerhaus nun im Wiener Kosmos-Theater gastiert, bevor sie wieder nach Vorarlberg zurück reist: Jane Bussmann, Londoner Journalistin und Comedy-Autorin (u.a. für "South Park"), die als aktuelle Wohnsitze New York und Nairobi (Kenya) nennt, lässt ihren Roman "The worst Date ever" (2009, auf Deutsch unter den Titeln „Ausgerechnet Uganda" (btb) bzw. "Von Hollywood nach Uganda" (Tiamat) rund um eine Star-Journalistin kreisen. Erst führt sie Gespräche, oder schreibt Geschichten über Gespräche, die so mitunter nie stattgefunden haben, mit Britney Spears, Ashton Kutcher und anderen Celebrities. In Posen und Floskeln wird deren „Gehalt" und gleichzeitig das Getue rundum sehr witzig bloßgelegt. Auch die Art, „Interviews" eher zu Stichwort-Lieferung verkommen zu lassen.
Über was Nützliches berichten
Aus einer Krise heraus - ein erfundenes Interview führte zu einer Klagsdrohung - besinnt sich die Reporterin eines Besseren. Endlich will sie etwas Nützliches tun. Und da ergibt sich so eine tolle Gelegenheit: Ein Friedensvermittler, der noch dazu so süß zu sein scheint... Sie baggert ihn um ein Interview an, will ihn in seinem Einsatzgebiet in Uganda treffen. Nur, er ist nie da, wo vereinbart, sie saugt an Informationen auf, was ihr unterkommt. Entdeckt, dass die Wirklichkeit noch grauslicher ist, als die Bilder, die sie davon hatte. Auch, wie mit sogenannter (Entwicklungs-)Hilfe oft alles andere getan wird, als wirklich zu helfen... Und wie die Geldgeber ganz schön darüber hinwegsehen, dass in den "Schutzlagern" erst Recht wieder Kinder missbraucht werden.
"Von Hollywood nach Uganda" zeigt auch das Desinteresse der Medien, denen sie die Geschichten anbietet: "Afrikawoche war im vorigen Monat". Als dann doch ein Medium anbeißt, sind Daten und ihr Laptop weg...
Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas hält Bussmann – und die Inszenierung Herolds sowie das Spiel Fliris – stets den eingangs schon angesprochenen pointierten sarkastischen Humor. Vielleicht auch ein Anstoß, übers eigene Hinwegschauen oder den damit verbundenen Medienkonsum zu sinnieren.
Infos
Von Hollywood nach Uganda
Nach dem Roman von Jane Bussmann
Theaterfassung und Regie: Barbara Herold
Schauspiel: Maria Fliri
Ausstattung: Caro Stark
13., 14., und 15. März 2014
Jeweils 20 Uhr
OFF Theater, 1070, Kirchengasse 41
Karten: hollywooduganda@gmx.at
Telefon: 0650/5259665
10 Prozent der Kartenerlöse spendet die Theatergruppe dieheroldfliri.at
an Jane Bussmanns Organisation, mit der sie ehemalige Kindersoldat_innen bei ihrer Rückkehr in ein normales Leben persönlich unterstützt.