International School of Brigittenau
Von Heinz Wagner
Dass hier mehr als 1000 Kinder und Jugendliche lernen ist aufs erste, ja sogar aufs zweite nicht wirklich zu merken. Ja sicher, das Schulhaus erstreckt sich über mehr als einen halben Häuserblock zwischen Karajangasse, Unterbergergasse (Notaus- und früherer Eingang) und Wasnergasse (an der Augartenmauer). Alte und neue Bauteile. Also ein recht großer Gebäudekomplex. Aber doch sehr viele Schülerinnen und Schüler bei definitiv entspannter Atmosphäre. Und eine sehr bunte Belegschaft. International School of Brigittenau in der Nähe des Wallensteinplatzes sozusagen. Rund vier Dutzend Sprachen – neben Deutsch - bringen die 1100 SchülerInnen mit. International bunt gemischte Schulen gibt es viele. „Aber in Gymnasien kaum so bunt wie bei uns“, ist Direktorin Margaret Witek stolz.
Vielsprachig
Am „internationalen Tag der Muttersprachen“ (21. Februar), so werden uns Schüler_innen der 4A später erzählen „haben wir im ganzen Schulhaus bei Sachen wie Feuerlöscher usw. Schilder in verschiedenen Sprachen und Schriften aufgehängt. Auch die Gedenktafel im Stiegenhaus für Opfer des Krieges haben wir übersetzt.“ Viele seien, so Florian Schweitzer, Deutsch- und Biologielehrer, der immer wieder auch parallel zum laut Gesprochenen fast wie automatisch gebärdet (nicht in dieser Klasse, aber in der Schule werden Gehörlose inklusiv unterrichtet), „da überhaupt erst auf die Gedenktafel aufmerksam geworden“.
DER Mathe-King
Ingenieurin und Astronaut
Bilingual
„Und für uns war’s auch einfach, wir sind eine bunte Klasse“, verweist Jasmin darauf, dass hier selbstverständlich ist, was so manche da draußen irgendwo zu Problemen hochstilisieren. Malek, der mit Deutsch und Arabisch aufgewachsen ist, hat insbesondere anfangs „oft geholfen und übersetzt“.
„Manche Lehrkräfte haben teilweise auf Englisch unterrichtet, zum Beispiel in Chemie“, berichten Schüler_innen. Und so lernten alle noch „nebenbei“ etwas. Dominik machte sich Maleks Arabisch-Kenntnisse zunutze, um dann besonders in Chemie „zu helfen, Sachen zu erklären“.
Diese individuelle Hilfe ist hier im Gymnasium Karajangasse auch institutionalisiert. Schüler_innen der 6. und 7. Klasse meldeten sich für ein Buddy-Projekt, das über Lernhilfe hinausgeht und auch gemeinsame Freizeitaktivitäten umfasst.
Intensivst-Deutsch
Neben Arbeitsblättern bereitete Kerstin Gittinger, die Lehrerin, die „eigentlich nur Unterrichtspraktikantin war“ und sich da reinkniet, kleine Arbeitskärtchen für interaktive Rollenspiel vor. Bei einem muss sinnerfassend gelesen werden, was da steht, um eine Partnerin/einen Partner zu finden, der hat, was man selber braucht. So will jemand ein Kätzchen, das „Gegenstück“: Jemand, der wen sucht, der auf eine Katze aufpassen kann. Eine andere fiktive Person will gern schwimmen gehen. Gelesen und nun muss reihum gefragt werden, wer hat ein Kärtchen auf dem steht, dass Schwimmen ihr/sein Hobby ist.
Schwierig wird’s bei den Witzen, die im Duo gespielt werden sollen. So manche sind nicht wirklich leicht zu verstehen. Aber einige der Jugendlichen sorgen für die entsprechende Stimmung, indem sie lautstark dann zu lachen beginnen, wenn sie die Pointe vermuten.
Herausforderungen meistern
Und so „nebenbei“ haben sich Jugendliche aus den 6. und 7. Klassen als Buddys gemeldet. Sie begleiten die mit schweren „Rucksäcken“ nach der Flucht neu angekommenen Mitschüler_innen nicht nur beim Lernen, sondern auch in der Freizeit. Zusätzlich werden Spenden gesammelt, um Wörterbücher ebenso finanzieren zu können wie Freizeitaktivitäten. Vor Weihnachten gab es noch einen gemeinsamen Back-Workshop...
Breiter Bogen
Zurück zur 4A. Auf die Frage nach möglichen Berufs- und Bildungsperspektiven neben der Ingenieurin und dem Astronauten ergibt sich ein breites Spektrum an Zukunftswünschen: Von Rechtswissenschaften über Informatik, eine Lehre mit Matura, Chemie/Physik, Management, Architektur, „irgendwas mit Kindern, vielleicht Kindergärtnerin“, Zahnarzt/Kieferchirurg...