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Ein Elch mit Vorliebe für Bananen

Hej god vän“, begrüßt Johanna Bramer ihren Elch Michael. Das ist schwedisch und heißt: „Hallo, guter Freund“. Der vierjährige Elchbulle trottet gemütlich hinter den Bäumen hervor. Erst als sie mit einer Banane winkt, legt er einen Gang zu und ist schnurstracks am Zaun. Die exotische Frucht, die sonst nur Affen fressen, schmeckt auch dem fast zwei Meter großen Michael. „Natürlich ernährt er sich von Gräsern, Rinde oder Heu. Die Bananen liefern ihm aber Vitamine“, erklärt Johanna.

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Sie ist mit ihrem Mann Jos und ihren vier Kindern im Alter von neun bis 17 Jahren aus Holland ausgewandert und lebt seit dreizehn Jahren in Schweden. Vor fünf Jahren eröffnete die Familie einen Campingplatz und Elchpark (www.hagenscamping.se) in Südschweden. Ihre Elchfamilie besteht aus dem Bullen Michael, den Kühen Balka und Mona sowie Elchkalb Bruno, das vor sechs Wochen zur Welt kam. Johannas Kinder haben Freude an der Tierfamilie. „Sie helfen beim Füttern und oft kommen sie mit ihrer Schulklasse bei uns vorbei.“

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Bis ein Elchkalb wie Bruno zur Welt kommt, dauert es acht Monate. „Fast wie bei Menschen. Und oft bekommt die Elchkuh nach dem ersten Kalb sogar Zwillinge“, erzählt Johanna. Ist die Paarungszeit (Brunft) vorbei, stoßen die männlichen Tiere ihr Geweih ab. Sie brauchen es nicht mehr, um die Weibchen zu beeindrucken oder um gegen Rivalen zu kämpfen. „Bevor Michael das Geweih abstreift, isst er viel und stapft träge durchs Gehege,“ sagt Johanna. Kein Wunder, während der Brunft fressen die Bullen kaum und verlieren an Gewicht. Derzeit ist Michaels Geweih mit einer weichen Hautschicht (Bast) überzogen. Sie löst sich im Laufe der Monate und Ende September wird er sein Schaufelgeweih präsentieren.

Elche in Österreich

Vor rund 500 Jahren wurden Elche durch den Siedlungsbau der Menschen in die Wälder zurückgedrängt. Sie sind Einzelgänger und brauchen viel Platz. Wer nach Schweden fährt, kommt an den Warntafeln nicht vorbei: Dort werden Elche beim Überqueren der Straße oft von Autos erfasst. Allerdings gibt es auch Tiere, die es trotz Verkehr bis nach Österreich schaffen. Zuletzt 2011 in Freistadt, OÖ, und Krems, NÖ.

Die Hirsche des Nordens

Elche gehören zur Familie der Hirsche, dennoch gibt es große Unterschiede. Susanne Käfer vom Naturpark Wienerwald erklärt: "Elche sind deutlich größer und schwerer als, die bei uns heimischen Rothirsche. Während der Elch ein Schaufelgeweih besitzt, hat der Hirsch ein Verästeltes. Beide werfen es im Winter ab, oder verlieren es von selbst." Die Größe des Geweihs, betont sie, hängt vom Alter und von der Nährstoffversorgung durch das Nahrungsangebot ab. "Beide Tierarten sind Pflanzenfresser und haben eine Vorliebe für junges Triebmaterial." Um an dieses zu kommen, wagen sich Elche und Rothirsche bis in die Gärten von bewohnten Häusern vor.