"Auf Augenhöhe": Am lustigsten war's, als alle ins Wasser gesprungen sind
Von Heinz Wagner
Auf Augenhöhe – dieser Begriff wird oft in verschiedenen Feldern der Kinderkultur verwendet, teilweise auch in der Pädagogik. Damit wollen Theaterleute, Autorinnen und Autoren oder Lehrer_innen ausdrücken, dass sie Kinder nicht als „die Kleinen“ von oben herab behandeln wollen. Begegnung auf gleicher Ebene – eben auf Augenhöhe.
Ziemlich ungewöhnlich ist in diesem Kinderfilm das Aufeinandertreffen des elfjährigen Michi mit seinem bis dahin ihm unbekannten Vater. Der Bub lebt nach dem Tod seiner Mutter in einem Kinderheim, findet einen nie abgeschickten Brief seiner Mutter an einen Tom. Dem entnimmt er, das muss sein Vater sein. Doch als er ihn das erste Mal sieht, läuft Michi weg. Tom ist kleinwüchsig – eben im wahrsten Sinn des Wortes „auf Augenhöhe“.
Natürlich, was wäre anderes zu erwarten, freundet sich Michi mit Tom letztlich doch an. Aber wie diese Art Achterbahn der Gefühle über die Leinwand läuft ist echt sehenswert. Großartig gibt der zum Zeitpunkt des Drehs erst 9-jährige Luis Vorbach den Michi. Echt glaubwürdig, als wäre alles echt und nicht nur gespielt. – siehe Interview. Sehr cool ist aber auch Ella Frey als skatende Katja, die sich in Michis neuer Umgebung hervortut und als echte Freundin erweist.
Der Film ist aber nicht nur sehenswert mit teils schrägen, verrückten, wilden Kamerafahrten – etwa als Tom den Jungen ans Steuer seines speziellen Autos lässt -, sondern auch sehr hörenswert: mitreißende Musik.
In mehreren kurzen Szenen tritt der von „Y-Titty“ bekannte YouTuber Phil Laude als lässiger Betreuer Chris im Kinderheim auf.
Luis Vorbach spielt den Michi sehr überzeugend. Dabei gab’s anfangs Skepsis beim Filmteam, weil der Bub damals erst neun Jahre war. Die konnte Luis aber in null komma nix zerstreuen. Schon nach der ersten Aufnahme beim Casting sagte Co-Regisseurin Evi Goldbrunner: „Das ist unser Michi! Und er hat unsere Erwartungen stets übertroffen. Von Tag zu Tag wurde er noch professioneller und heißer aufs Drehen.“
Es war übrigens nicht der erste Film des Jüngst-Schauspielers aus dem Allgäu. Er war davor schon im ZDF-Fernsehfilm „Die Gruberin“ (2013), in der ZDF-Serie „Weißblaue Geschichten“ (2014) und im ARD-Zweiteiler von Carlo Rola „Die Himmelsleiter“ (2015) zu sehen.
Der Kinder-KURIER durfte Luis Vorbach, der zur Film.at-Preview am 18. September kommt, schon vorab telefonisch interviewen. In diesem Gespräch sagte der nunmehr 10-Jährige, dass er ziemlich zufällig vor rund drei Jahren zu seinem ersten Dreh gekommen sei. „Ich hab mit meinem Bruder gespielt. Besucher meiner Mutter haben uns gesehen und gefragt, ob ich nicht zu einem Casting kommen möchte. Ja, und dann sind wir da am nächsten Tag nach München gefahren.“
Warst du da nervös, ob du dann ausgewählt wirst oder nicht?
Luis Vorbach: Das war kein Thema für mich. Ich hab mir nur gedacht, wenn’s was wird, wird’s was und wenn nicht ist’s zwar schade aber das war’s.
Luis wurde für „Die Gruberin“ genommen.
Wie war das für den Bruder, war der eifersüchtig?
Dem war’s egal.
War es komisch beim Dreh für Auf Augenhöhe mit jemandem zu arbeiten, der nur Englisch spricht (Der Kanadier wurde erst nachträglich Deutsch synchronisiert)?
Nein, gar nicht, wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt.
Darüber hab ich nicht viel nachgedacht. Für mich war das nicht schwierig, ich hab’s einfach gespielt.
Verwendest du diese Fähigkeit dann auch im Alltag, beleidigt oder böse zu spielen, so dass es wie echt wirkt?
Manchmal schon – dabei ist ein schelmisches Lächeln zu hören
Willst du weiter filmen, soll es später vielleicht sogar dein Beruf werden?
Das weiß ich noch nicht, ich würd’s auf jeden Fall gern weitermachen, so lange es Spaß macht. Aber beruflich würde ich am liebsten Autos tunen, naja, eigentlich weiß ich es noch nicht so genau, vielleicht werde ich doch weiter schauspielern.
Hat der Dreh immer Spaß gemacht oder war’s manches Mal auch anstrengend?
Nö, das hat immer viel Spaß gemacht.
Was macht dir sonst viel Spaß, was machst du in deiner Freizeit?
Ich spiele Keyboard – seit vier Jahren und ich schwimme.
Ja, ich geh fünf Mal in der Woche trainieren.
Welchen Stil?
Alle: Delfin, Rücken, Brust und Kraul.
Ja, am liebsten schwimm ich Delfin und Kraul.
Und welche Längen?
Von 100 Meter bis 1500 Meter. Im Training sind wir zum Test auch schon einmal 3 Kilometer geschwommen.
Willst du einmal bei Olympia starten?
Nein, es soll ein angenehmes Hobby bleiben.
Das klingt ja alles nach vollem Tages-Stundenplan?
Nö, nicht so wirklich. Schwimmen ist erst am Abend. Nach der Schule hab ich viel freie Zeit.
Und wie verbringst du die?
Ich treff mich mit Freunden, wir gehen zum Fußballplatz und spielen oder wir gehen schwimmen.
Das heißt Wasser ist dein Element, dann muss dir wahrscheinlich die Schluss-Szene mit Tom und seinen Ruderkollegen im Wasser besonders Spaß gemacht haben?
Ja, das war meine Lieblingsszene, eine der besten. Als wir alle ins Wasser reingesprungen sind, das war voll lustig.
Hast du Haustieren?
Ja, wir haben zwei Hunde und 15 Hasen.
Habt ihr dann einen Garten?
Ja, klar, einen großen und ein Baumhaus.
Was magst du in der Schule am liebsten?
Mathe und Sport.
Noch einmal zurück zum Film, hast du dir manches Mal vorgestellt, wie es in echt wäre, einen kleinen Papa oder eine kleine Mama zu haben?
Klar, überlegt man das. Und sicher wäre es auch in echt für ein Kind nicht so einfach. Und wenn ich dann meinen Papa erst mit 10 getroffen hätte, hätte ich vielleicht sogar ähnlich reagiert wie Michi im Film. Aber es wäre sicher anders und normal, wenn du schon als Baby mit kleinen Eltern aufwächst.
Auf Augenhöhe - Gemeinsam sind wir die Größten
startet in österreichischen Kinos am 23. September 2016
Film.at spielt Karten für eine Vorpremiere am
Sonntag, 18. September 2016
aus.
Hier geht's zu diesem Gewinnspiel: www.film.at