Kiku

Alles ist möglich! - Ist alles möglich?

Der sprichwörtliche „rote Faden“ zieht sich durch dieses Stück Tanztheater mit dem Namen Carte blanche Aus dem Französischen übersetzt bedeutet der Begriff mehr als nur weiße Karte. Er ist – ähnlich dem Blanko-Scheck – die Erlaubnis, Ermächtigung, alles zu tun. So „nebenbei“ heißt auch ein Bild des surrealistischen belgischen Malers René Magritte so – ein Reiter auf Pferd mitten im Wald – mal sind die Bäume, mal Pferd und Reiter vorne – wie aus Papierstreifen zusammengesetzt und übereinander gelegt - eine optische Täuschung oder ein alles-ist-möglich-Bild.

Hier geht’s eher um Letzteres. Oder viel mehr um die Frage, was ist möglich? Was will ich wirklich? Und was hier und jetzt. Ohne drauf zu schauen, wohin führt mich der Weg in zehn, zwanzig oder gar noch mehr Jahren.

Frühes bleibendes Erlebnis

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Die 20-jährige Publizistikstudentin Naemi Latzer brennt eigentlich für Theater, will Schauspielerin werden. Das Feuer begann als sie mit fünf oder sechs bei einem Stück ihrer Muter, der Tänzerin Aurelia Staub, vor dem Stück eine Ansage machen durfte, das werte Publikum möge doch die Handys abdrehen. „Daraus hab ich einen Sketch gemacht und es war so ein tolles Gefühl an das erinner ich mich noch heute“, verrät sie nach der Premiere dem KiKu.

Im Stück legt sie dieses Feuer, diese Leidenschaft offen - spielend, sprechend und tanzend. Hält aber auch ihr Zweifeln nicht zurück. Das jedoch eher aus dem Nicht-Zutrauen durch andere genährt wird. Und sie deponiert klar, dass dieser Wunsch in ihr nicht wuchs, weil, sondern obwohl ihre Mutter – mit der sie sich Bühne und Stück teilt, das sie beide gemeinsam erarbeiteten – die vergangenen mehr als zwei Jahrzehnte in diesem Feld tätig war. Dadurch zwar am Rande von klein auf mit Theater, Tanz und Bühne vertraut, erlebte sie genau so die Mühen des freien künstlerischen Schaffens – von Geldsorgen bis Ärger über Subventions- und andere Ansuchen.

TANZ-ERINNERUNG

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Wie Naemi Latzer ihren innigen Wunsch, Schauspielerin zu werden auf der Bühne entwickelt, so erzählt die Mutter – vor allem tanzend – ihren Werdegang. Beginnt eigentlich mit einer Art Endpunkt. „Ich war TÄNZERIN!“ Das Wort aus rotem Wollfaden eines der Tochter vom Leib weg aufgetrennten Pullis auf den Tanzboden geschrieben wird mit dem Knall eines zu Boden stürzenden Holzbretts und den Buchstaben „NERUNG“ zu einer neuen Wortkombination „TANZ-ERINNERUNG“ (Die Pünktchen über dem ä fallen nicht mehr weiter auf).

Alles mögliche habe sie am Beginn ihrer Berufslaufbahn gemacht, Schafe geschert, Biogemüse verkauft, Brot gebacken, getöpfert und und und. Erst per Zufall sei sie drauf gestoßen, mit dem Körper Dinge, Gefühle usw. was ihr wichtig war, auszudrücken. Eben Tanz.

Und nun, die Karriere beendet, steht die Mutter eigentlich vor sehr ähnlich gelagerten Fragen wie die Tochter: Was will ich nun wirklich machen? Welchen Weg schlage ich ein? Wohin geht die Reise? Aber – und das vermitteln beide, lieber das suchen, wofür sie brennen, wo ihre Leidenschaft oder ihr Herz sie hinführt, als nur verstandesmäßig danach zu suchen, was bringt wann wie viel und wo ist das Ziel?
Denn, was ist, wenn so ein Ziel erreicht ist?
„Es genügt nicht, sich Ziele zu setzen!“, sagt Naemi Latzer an einer Stelle.

 

INFOS

Carte Blanche
konnextra
Idee, Konzept, Choreografie, Darstellerinnen: Aurelia Staub, Naemi Latzer
Regie, Dramaturgie: Patric Blaser
Visuelle Gestaltung: Andrea Zeitlhuber
Produktionsleitung: Regina Reisinger

3. November, 19.30 Uhr
5. November, 11 und 19.30 Uhr
Dschungel Wien MuseumsQuartier
Telefon: (01)5220720-20
http://www.dschungelwien.at