Leben/Gesellschaft

Aufmerksamkeit für einen guten Zweck

Die Bilder von der Ice Bucket Challenge sorgen in diesem Sommer für globales Aufsehen: Zuletzt ließ sich der einst mächtigste Mann der Welt, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, George W. Bush, von seiner Frau Laura begießen, übrigens in der Warmduscher-Version mit kaltem Wasser statt mit Eiswürfeln.

Heinz Fischer löste die Aufgabe deutlich eleganter: Der Bundespräsident stellte einen Drink mit Eiswürfeln – fotografiert in der Präsidentschaftskanzlei – auf seine Facebook-Seite. Mit dem Hinweis, dass er für Patienten der unheilbaren Nervenkrankheit ALS spenden werde.

Was im ersten Moment wie ein krampfhaftes Ringen um Aufmerksamkeit wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. Noch nie haben so viele Menschen weltweit über ALS geredet. Bis dato wurden auch schon mehr als 23 Millionen Euro gespendet. Einziges Unglück im Glück: Gestern wurde bekannt, dass der Initiator der Kampagne, der 27-jährige Corey Griffin, bei einem Tauchunfall in den USA gestorben ist.

Licht ins Dunkel 2.0

"Crowddonating" liegt derzeit voll im Trend. Während sich die Vertreter zahlreicher Hilfsorganisationen in Österreich beklagen, dass die Wirtschaftskrise auch auf die Spendenfreudigkeit ihrer Landsleute wirkt, gibt es auf der anderen Seite (dank Internet) gute Nachrichten.

So vermelden die Initiatoren von Netz-Plattformen in Berlin und in Wien (siehe Infokasten rechts), die eine Brücke zwischen Hilfsprojekten und einer immer größer werdenden Zahl von Spendern bieten wollen, weiterhin steigendes Spendenaufkommen.

In Österreich sorgt der Unternehmensberater Martin Winkler mit Freunden, Bekannten und bald 100 Mitstreitern dafür, dass die Welt ein bisschen besser wird. Seit der Gründung des Vereins respekt.net im Jahr 2010 wurden 568 Projektanträge eingereicht, 3283 private "Investoren" haben bisher für 373 Projekte gespendet – die Hälfte davon konnte sogar ausfinanziert werden.

In erster Linie geht es Winkler darum, Armutsphänomene in einem der reichsten Länder der Welt nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern dagegen auch etwas zu tun. Zum Beispiel mit einem Videowegweiser durch das österreichische Asylrecht. Dieser soll Asylwerbern mit unterschiedlichen Muttersprachen helfen, die österreichische Gesetzeslage möglichst gut zu verstehen. Nach einer Gesetzesänderung ist jetzt eine Adaptierung des Videos notwendig; dafür bittet die Respekt-Plattform erneut um Geld.

Die Initiative wird von einer Voll- und einer Teilzeitangestellten betreut. Die Personalkosten bleiben somit überschaubar. Wer ein Projekt einreicht, muss seine Intentionen selbst beschreiben – dafür ist ihm eine relativ große Öffentlichkeit sicher.

Steuer-Transparenz

Politisch brisant auch die Initiative SteuernZahlen.at. Dafür wurde ein digitaler Rechner konzipiert, der ausrechnet, wie hoch die Steuerquote einzelner Bürger ist. Derzeit wird Geld gesammelt, um eine wissenschaftliche Auswertung zu finanzieren. Die Respekt-Leute interessiert nämlich, welche Berufsgruppe wie viel Steuern bezahlt.

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In Berlin-Kreuzberg bieten mittlerweile 40 Mitarbeiter der NGObetterplace.orgHilfsorganisationen eine virtuelle Bühne, um Geld und ehrenamtliche Mitarbeiter zu lukrieren. Gegründet wurde die Organisation 2006, von der Anthropologin Joana Breidenbach und dem Sportler Till Behnke. Der hat in Südafrika Rugby gespielt und war vor allem mit sozialen Härten konfrontiert.

Das Interesse sei weiterhin groß, sagt Sprecher Stephan Peters. Pro Monat langen 500 neue Anträge ein. Für viele gibt es auch Geld. Wie zum Beispiel für das Projekt "Skateistan in Afghanistan", wo für junge Frauen Skateboards gespendet werden.

www.respekt.net

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Eine österreichische Plattform, initiiert von Martin Winkler (Bild), einem Mühlviertler, der u. a. bei der Voest gearbeitet hat. Seit der Gründung im Jahr 2010 bis zum gestrigen Tag wurden exakt 698.619 € gespendet. Projekte v. a. im Bereich: Faire Chancen für Zuwanderer, Gleichberechtigung der Frauen und Nachhaltigkeit.

www.betterplace.org

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Eine deutsche Plattform, initiiert von Joana Breidenbach (Bild) und Till Behnke. Gespendet wird auch für Projekte aus Österreich, etwa für „Kein junger Mensch soll verloren gehen“, eine Initiative, die gegen Jugendarbeitslosigkeit ankämpft. 100 % der Spenden gehen an die Projekte, alles sei transparent, so wird geworben.