Leben/Gesellschaft

Paddington: Der Bär, den die Kinder lieben

Roter Hut, blauer Dufflecoat und ein Riesenhunger auf Marmeladenbrote – heute vor 65 Jahren veröffentlichte der britische Schriftsteller Michael Bond die Geschichte über den drolligen, kleinen Bären aus dem "dunkelsten Peru". Zwei Jahre zuvor hatte der damalige BBC-Kameramann am Heiligen Abend einen Teddybären gekauft, der einsam im Regal eines Londoner Geschäfts saß. Bond schenkte das Kuscheltier seiner Frau und nannte ihn "Paddington", weil das Paar damals in der Nähe des gleichnamigen Londoner Bahnhofs wohnte.

Bis heute sind Kinder vom Beginn des Kinderbuch-Klassikers fasziniert: Familie Brown findet am Bahnhof Paddington den honigfarbenen, sprechenden – und überaus höflichen – Teddy mit der Notiz "Bitte passen Sie auf diesen Bären auf. Vielen Dank".

Wenig bekannt ist, dass Bond während des Schreibens an jene jüdischen Kinder im Zweiten Weltkrieg dachte, die nach England geschickt wurden bzw. an jene Londoner Kinder, die aus Angst vor deutschen Luftangriffen aufs Land gebracht wurden.

Wie Paddington hatten diese Kinder oft Zettel mit ihren Namen oder Botschaften an der Kleidung.

Erfolg: In 40 Sprachen übersetzt

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Seit 1958 erschienen mehr als 150 Titel, einige von ihnen wurden in über 40 Sprachen übersetzt. Die Buchreihe diente auch als Vorlage für drei Fernsehserien – weltweit verkauften sich die Bücher mehr als 35 Millionen Mal. Für die Kinderbuch-Expertin Magdalena Richter von der "Herder Kinderwelt" lässt sich der Erfolg damit erklären, "dass die Kinder in erster Linie die Geschichte als Abenteuer- und Spaßgeschichte wahrnehmen". Das Thema Heimatlosigkeit werde ihrer Meinung nach nicht aufgearbeitet.

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Das erste Plüschtier mit rotem Hut und blauem Mantel wurde 1972 von Shirley und Eddie Clarkson hergestellt und war als Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder gedacht: Michael Bond zeigte sich begeistert und übertrug den Clarksons die weltweiten Lizenzrechte für das Spielzeug. Von den Stofftieren gingen bis heute 25 Millionen über die Ladentheke.

Nach zwei Kinoabenteuern kommt der abenteuerlustige Bär demnächst ein drittes Mal auf die Leinwand – wieder mit Starbesetzung. Die Dreharbeiten zu "Paddington 3" sind bereits diesen Sommer angelaufen, neu dabei ist Hollywood-Star Antonio Banderas.

Zum Tee bei der Königin

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Längst gehört die Kinderbuchfigur zum britischen Nationalstolz: Die Popularität des kleinen Bären nahm sogar weiter zu, als Queen Elizabeth zu ihrem 70. Thronjubiläum Tee mit ihm trank – und eine ordentliche Portion Humor bewies. In dem Video zieht Paddington ein Marmeladen-Sandwich aus seinem alten roten Hut, während er mit der Königin Tee trinkt.

"Ich habe immer eins für Notfälle dabei", erklärt die animierte Bärenfigur. "Das mache ich auch", antwortet Elizabeth II. und zieht mit einem Lächeln zwei Toastscheiben mit Marmelade aus ihrer Handtasche. "Für später", fügt sie vor dem erstaunten Paddington hinzu und lässt das Sandwich in ihre Tasche fallen.

Übrigens hätte Paddington ursprünglich von Afrika nach London anreisen sollen, doch der Verlag machte Schriftsteller Bond darauf aufmerksam, dass es keine Bären in Afrika gibt und schlug stattdessen Peru vor. Dass in dem südamerikanischen Land tatsächlich ein Paddington lebt, weiß man seit dem Jahr 2021. Damals konnten deutsche Wissenschafter einen Brillenbären mit nahezu goldenem Fell im Norden des Landes beobachten. Warum das eine Sensation ist? Weil Brillenbären normalerweise schwarzes Fell haben.