Leben/Gesellschaft

Die perfekte Welle: Friseurlehrlinge lernen mit einer App

„Das schaut doch schon nach einem Haarschnitt aus“, lobt Raffaela Maly das Werk ihres Schülers Syban Deeno. Der 21-jährige Friseurlehrling blickt nicht ohne Stolz auf die Frisur, die er auf dem Übungskopf geschaffen hat, und zückt sein Handy – fotografieren ist in dieser Stunde ausdrücklich erwünscht.

In der Berufsschule für Schönheitsberufe in Wien-Penzing lernen die angehenden Friseure nämlich mithilfe einer App. Das hat viele Vorteile wie Malys Kollege Martin Klinka erläutert, ohne dessen Engagement die App „Gethair“ wohl nicht so schnell Einzug in die Ausbildung gefunden hätte: „Besonders, wenn ganze Klassen in Quarantäne sind, kann so der praktische Unterricht fortgesetzt werden“, sagt er.

Das ist nicht der einzige Vorteil. Mit welcher Begeisterung die angehenden Friseure und Friseurinnen dabei sind, merkt man, sobald die Schulglocke läutet. „Früher haben dann fast alle ihre Sachen gepackt und sind in die Pause gegangen. Jetzt bleiben sie noch so lange, bis sie fertig sind“, erzählt Lehrer Thomas Maresch.

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Schritt für Schritt

Mohamed Kanan, 21, erläutert, was ihm an der neuen Art zu lernen Spaß macht: „Den Anfang für die Frisur habe ich in der Schule gelernt, die App erklärt mir den Rest.“ Dort wird jede Frisur mittels Schritt-für-Schritt-Anleitung erläutert. Auch die Verwendung eines Kalligrafen wird hier gezeigt. Mit diesem Friseurmesser zu arbeiten, mag Kanan besonders.

Sobald Lehrlinge mit ihrem Werk zufrieden sind, fotografieren sie es, laden das Bild hoch und beschreiben, wie es ihnen bei der Arbeit ergangen ist. Die Lehrkraft bewertet die Leistung.

„Gestern kam abends um 9 Uhr noch eine Foto“, erzählt Klinka. Für ihn ist die App mehr nur als ein praktisches Tool. Er glaubt, dass sich damit das Lernen nachhaltig verändern wird: „Wir haben viele Lehrlinge, die die Schule abbrechen. Mit der App bleiben sie mehr bei der Sache, weil sie nicht ständig bei mir rückfragen müssen – so schließen sie ihre Lehre hoffentlich ab.“ Zudem sei die App eine Möglichkeit, Kompetenzen wie Selbstorganisation zu erwerben, meint Lehrerin Andrea Brenner.

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Die 18-jährige Melek Bakan hatte diese Kompetenz schon vor der Berufsschule, hat sie sich doch viel über das Internet selbst beigebracht: „Friseurin war schon immer mein Traumberuf, doch anfangs wollte ich es nur als Hobby machen.“ Deshalb hat sie zuerst eine Hotelfachschule absolviert, bevor sie den Mut gefasst hat, eine Friseurlehre zu beginnen. Die App ist für sie die perfekte Methode.

Auch Emtisal Khanati, 23, die schon immer großen Wert auf ihr Äußeres gelegt hat, gefällt die neue Art des Lernens. Die junge Frau aus Syrien hat in Wien maturiert und auch schon Uni-Luft geschnuppert. Doch das machte sie nicht glücklich. Die Ausbildung zur Friseurin hingegen schon.

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