Der große Vanillekrapfen-Test: Welcher am besten schmeckt
Von Ingrid Teufl
Krapfen gibt es ja unzählige – aber über die Frage des Innenlebens streiten sich die Zuckergoscherl verlässlich (siehe unten). Als ältester Vertreter abseits von Marillenmarmelade ist der Vanillekrapfen längst selbst zu einem Klassiker geworden. Nicht nur, aber besonders im Fasching. Die Vielfalt in den Vitrinen von Konditoreien und Bäckereien ist mittlerweile enorm; eine Verkostung längst angeraten.
Auch bekennende Vanillekrapfenfans haben angesichts des Angebots die Qual der Wahl. Einige aus der Redaktion kosteten sich blind durch sieben Varianten von Bäckern und Konditoren. Erfreuliche Bilanz: Richtig schlecht schnitt keines der Backwerke ab, die meisten behaupteten sich im guten Mittelfeld. Verglichen wurden Krapfengröße, Teigkonsistenz, der Geschmack von Fülle als auch Hülle und deren Verhältnis zueinander.
Die Fülle soll laut Österreichischem Lebensmittelbuch 15 Prozent des Krapfengewichts ausmachen. Übrigens darf ein Krapfen eigentlich nur dann als solcher bezeichnet werden, wenn er „Marillenfruchtfülle“ enthält. Andere Füllungen müssen explizit angeführt werden. Was neben dem Vanillekrapfen nachvollziehbaren Füllungen mit Marmeladen (Erdbeere, Himbeere, mancherorts wie in Bayern sogar Hagebutten) hervorbrachte, aber auch Schoko-, Nugat- oder Karamellcreme. Über Kuriositäten wie den vor einigen Jahren in Bayern erfunden Leberkäskrapfen schweigen wir lieber.
Jungspund
Gegenüber dem Klassiker, der schon seit einigen Hundert Jahren traditionell im Fasching verspeist wird, sind sie alle Jungspunde, sogar der Vanillekrapfen mit einigen Jahrzehnten auf dem Buckel. Der genaue Zeitpunkt, ab wann etwas anderes als Marillenmarmelade in den Teig gefüllt wurde, ist nicht genau eruierbar. Der Vanillekrapfen dürfte irgendwann zu Beginn der 1980er-Jahre aufgetaucht sein. Beim Wiener Großbäcker Ströck verkauft man ihn seit Anfang dieses Jahrzehnts. Gerhard Ströck, mittlerweile Seniorchef, lernte die Creme während seiner Lehrzeit kennen und fand sie als Krapfenfülle passend. Auch bei der Bäckerei Geier ist er schon seit langem fix im Sortiment.
„Seit mehr als 30 Jahren“ bäckt man sie auch in der Kurkonditorei Oberlaa, sagt Chefpatissier Vinzenz Bäuerle. Im Gegensatz zum Marillenkrapfen werden zwar viel weniger verkauft, gesteht er. „Manche Kunden bevorzugen allerdings klar den Vanillekrapfen.“ Vielerorts gibt diese nur sehr begrenzte Zeit zu genießen. Auch wenn die meisten Bäcker Krapfen das ganze Jahr über anbieten – Vanillekrapfen gibt es oft nur bis Faschingsdienstag.
Demel: Der Zarte
1. Platz
Ob Aussehen (klassisch bezuckert, eher klein), Geschmack (Germ, Vanille) oder Konsistenz: „Wie von der Oma“ fiel mehrmals als Kommentar. Die schwarzen Punkte in der Fülle nahmen die Tester als Hinweis auf echte Vanille. Er punktete auch beim Verhältnis Teig-Fülle, die Creme war einigen zu flüssig.
Preis: 3,70 Euro
Oberlaa: Der Hübsche
2. Platz
Die fast perfekt gerundete Form und die glänzende Oberfläche erhielten Attribute wie „edel“ oder „sehr hübsch“, geschmacklich war der Marmeladenglanz einigen fast zu viel des Guten. In Summe überzeugte der Krapfen: „Wolkig“, „luftig“ und „flaumig“ der Teig, „fein vanillig“ und „angenehm süß“ die Fülle.
Preis: 2,70 Euro
Groissböck: Der Fruchtige
3. Platz
Erwartet wurde der Geschmack in einem Vanillekrapfen ja nicht: Ein Hauch von Zitrone und Orange gab der Fülle dennoch eine interessante Note. Apropos Fülle – davon hätten einige gern mehr im Krapfeninneren vorgefunden, die Konsistenz der Creme lag zwischen „etwas zu flüssig“ und „sehr cremig“.
Preis: 1,60 Euro
Geier: Der Kompakte
Das feine Gitter aus weißer Schokolade stach positiv ins Auge, der Duft von Germteig (nach Familienrezept) fiel auf. Die luftig-kompakte Konsistenz erinnerte einen Tester sogar an Brioche. Das „gute Teig-Fülle-Verhältnis“, die hausgemachte Creme des Bäckers aus Strasshof (NÖ) war „sehr dickflüssig“.
Preis: 2,25 Euro
Ströck: Der Getupfte
Größenmäßig ist er kaum zu übertreffen („a Wascher“), der Cremetupfer verleiht ihm eine „hübsche“ und „ansprechende“ Optik. Der Teig wurde als „flaumig“ und „etwas zu fett“ bewertet. Auch die Füllung war manchen zu üppig – sie erinnerte an dickflüssige Buttercreme. Andere konnten kaum Vanillegeschmack ausmachen.
Preis: 2,20 Euro
Der Mann: Der Irokese
Ein schwerer Vertreter seiner Art (140 g), optisch am außergewöhnlichsten: Namentlich ein „Puddingkrapfen“, verfügt er über sehr viel feste Creme (auf- statt eingespritzt), der Geschmack war einigen „zu süß“. Der Teig schmeckte neutral – ein Kontrast zur Fülle. Die Konsistenz lag zwischen „gut“ und „relativ fest“.
Preis: 2,20 Euro
Anker - Der Salzige
Eine leicht salzige Note im Krapfenteig des Wiener Traditionsbäckers überrascht im Krapfen, liefert aber einen erstaunlich gut passenden Kontrast zur Süße der Fülle. Deren Konsistenz fällt dafür etwas (zu) fest aus, geschmacklich könnte sie weniger künstliche Aromen vertragen („wie Fertig-Pudding“).
Preis: 2,10 Euro