Axels Terrasseneintopf: Lavendel - Star ohne Allüren
Von Axel Halbhuber
Es klingt kurios, aber Vielfalt ist nicht immer die Stärke der Hobbygärtner. Zumindest Anfänger wollen alle das gleiche. Etwa tiefrote Paradeiser, die „wirklich total nach Paradeiser riechen“. Oder ein „kleines Eckerl mit Kräutern, so fürs Kochen“. Und Lavendel, weil er „so riecht, hmm, und schön ist, wow, und die Hummeln drauf fliegen, jööö.“
Und weil er so wahnsinnig pflegeleicht ist, aber das sagt wieder keiner dazu.
Man muss sich wirklich bemühen, um Lavendel zu killen, einfache Vernachlässigung steckt er souverän weg. Er fühlt sich sogar am wohlsten, wo andere Pflanzen straucheln: an der Süd-Hauswand, in praller Sonne, gerne auch mit Wind, wo jeder Topf im Sommer schnell austrocknet. Der Boden darf karg sein, soll er sogar, man sollte äußerst selten düngen und sogar wenig gießen – wenn das Pflanzgefäß und die Erde gut beschaffen sind, kann man aber auch kaum zuviel gießen. Der Lavendel nimmt sich, was er braucht, und wir ernten das Lob, so schön kann Garteln sein.
Die Anspruchslosigkeit verdankt der Halbstrauch seiner natürlichen Heimat, den kargen Küsten des Mittelmeers und darüber hinaus, bis Indien. In Europa sind acht Arten bis zu den Alpen heimisch. Nördlich davon gibt es Lavendel nur in Topf und Garten, in sehr seltenen Fällen hat er sich in Deutschland ausgewildert.
Die Liebe zu mediterraner Kargheit muss man jedenfalls beim Einpflanzen beachten: Im Garten passt er überall hin, wo der Boden nicht feucht oder gar sumpfig ist. Im Topf muss die Erdmischung (auch „Substrat“ genannt) durchlässig sein, das Wasser gut und schnell abrinnen. Man kann das durch eingemischte Tonscherben oder Granulat erreichen, zerstückelte Kokosmatten oder ähnliches Beigaben. Terrassengärtner haben den Vorteil, dass sie Lavendel dabei auch zu Pflanzen stellen können, die andere Ansprüche haben: Er passt neben Rosen, weil er von ihr Blattläuse abhält, die Rose mag aber fettere Böden. In Töpfen lässt sich fast alles lösen, für Lavendel sollen sie übrigens nicht zu klein ausgewählt sein.
Der lila Star ist vielfältig, einerseits in seiner Nutzung, als Heilpflanze (beruhigende Wirkung), in der Schädlingsbekämpfung bis zum Einsatz in der Küche – Lavendel passt zu Fisch, Lamm und Wild, außerdem zu Schafs- und Ziegenkäse. Und natürlich in der Körperpflege, die Römer nahmen ihn zum lavare, dem Waschen. Ja genau, daher der Name.
In unseren Gartencentern und Baumärkten wird fast immer der gleiche Lavendel angeboten: Lavandula angustifolia, wenigstens der Echte Lavendel und wir kriegen ihn in Farbnuancen von fast weiß bis total lila.
Schnitt-Frage
Der Angustifolia ist zudem winterhart, darf allerdings auch im Winter nicht zu stark gegossen werden. Eine Alternative dazu ist der auch oft erhältliche Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas), den man aber nur mit viel Mühe und Glück über den Winter bringt.
Geteilte Meinungen gibt es zum richtigen Lavendel-Schnitt. Der Terrassengärtner Ihres Vertrauens sieht das so: Jetzt, wo er langsam verblüht, zwickt man ihn gleich unter den Blütenköpfen ab, damit man die noch nutzen kann. Die Blütenstängel noch stehen lassen, bis ihr Anblick nervt.
Im Frühjahr kommt der wichtigste Schnitt und ich finde, er muss hart sein: bis in den verholzten Teil, knapp über dem ersten Blattansatz. Sonst verholzt der Star immer mehr, fällt irgendwann auseinander und blüht weniger. Geht es dem Lavendel an sich gut, wird er von unten wieder voll durchtreiben.