Leben/Gesellschaft

Axels Terrasseneintopf: Alle lieben Benjamin

Manche Pflanzen überleben die Trends. Zum Beispiel der Ficus Benjamina, oder die Ficus Benjamina, wie mich eine Kollegin mit Hang zum Grammatikdogma korrigiert. Aber keiner sagt „die Ficus“, es sagt sowieso jeder nur „Ficus“ oder „Benjamin“ zur „Birkenfeige“. Diese vielleicht verbreitetste Zimmerpflanze trotzt seit Gartlergenerationen allen Pflanzenmoden: Während Palmen, Bambi (die Kollegin sagt: Bambusse) und Moosarragements ein- und wieder auszogen, stand der Ficus immer im Eck. Im Wohnzimmer, im Amtshaus und im Möbeldiskonter, mit verschiedenen Blattgrößen und -mustern. Übrigens: Bilden buntblättrige Sorten einzelne Triebe mit einfarbig grünen Blättern, muss man sie rasch entfernen.

Beliebte Pflanzen sind immer die pflegeleichten. Denn auch wenn viele Ficus (weder Fici noch Ficusse!) aussehen wie von einer Gnuherde geküsst, ist doch kaum ein Zimmerbäumchen so robust. Im Sommer darf der Ficus draußen stehen, allerdings bekommt er in direkter Sonne leicht Sonnenbrand. Also nordseitig stellen und doch sehr hell, dann treibt er im Sommer gut durch.

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Auch im Winter mag der Ficus hell und warm stehen. Mit trockener Heizungsluft hat er kein Problem (öfter gießen!), im Kühlen (min. 16 Grad) kommt er mit weniger Licht aus, verliert aber mehr Blätter. Die fallen ihm auch bei schwankenden Temperaturen aus. Weil nun der Ficus gerne am Fenster positioniert wird, unter dem der Heizkörper glüht, kriegt er oft eine kalte Lüftungswatsch’n – daher die vielen Ficus-Gerippe in Wohnzimmern. Lässt sich aber alles reparieren. Schritt eins: neuer Standort. Schritt zwei: richtig gießen, besser mit abgestandenem Wasser (Regenwasser!), Erdoberfläche zwischendurch antrocknen lassen. Keinesfalls darf der Ficus im Wasser stehen.

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Schritt zum Schnitt

Schritt drei: schneiden! Das geht bei dem Vielwachser eh immer, nur im Hauptwuchs (März bis Juli) sollte man dem Ficus Ruhe geben. Weil dabei ein weißer, klebriger, latexhaltiger (Achtung, Allergiker!) und leicht giftiger Saft austritt, sollte das im Freien stattfinden (zumindest sollten Kinder und Haustiere temporär verbannt werden). Nach dem Schnitt den Ficus am besten warm abduschen.

 

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Das kann man über das Jahr generell öfter machen, es erinnert den Ficus an die warmen Regengüsse in seiner (sub)tropischen Heimat – von Nepal, Indien und Bangladesh über Südostasien bis nach Nordaustralien. Damit lassen sich die Blätter auch gut vom Staub befreien (händisch ist das eine viiiiel zu meditative Arbeit).

Zu Beliebtheit gelangen Pflanzen auch, wenn man sie einfach vermehren kann, quasi Schöpfungsmoment. Dafür braucht man einem gekappten Ficustrieb nur ein paar Blätter wegzuzupfen und ihn entweder in Erde (konsequent feucht halten, aber nie nass!) stecken oder einfach in eine Vase. Sobald Wurzeln sprießen, kommt er in die Erde (wie immer bei jungen Wurzeln nährstoffarm, am besten Anzuchterde). Noch sportlicher ist die Vermehrung mit nur einem Blatt.

So einfach der Ficus auch ist: In Topfhaltung blüht er sehr, sehr selten – höchstens im perfekten hellwarmen Wintergarten. Die kleinen kugeligen Blüten sind wie alle Teile der/des Ficus schwach giftig.axel.halbhuber