150.000 Euro: So viel kostet ein Kind bis zum 18. Geburtstag
Von Ute Brühl Katrin Künz
Zum Schulbeginn wird es vielen Eltern so richtig bewusst: Kinder kosten Geld. Und zwar viel Geld – Füllfeder, Zeichenblöcke sind anzuschaffen, manchmal auch ein Taschenrechner oder Laptop. Da sind ein paar hundert Euro weg wie nichts.
Wie viel Eltern für ihren Nachwuchs tatsächlich ausgeben, hängt natürlich auch vom Familieneinkommen ab. Doch welcher Betrag ist mindestens nötig, damit ein junger Mensch gut und gesund aufwachsen kann? Dieser Frage ist jetzt die Volkshilfe nachgegangen – und hat eine Summer von 625 Euro pro Monat berechnet (Grafik).
Das ist weitaus mehr als der Regelbedarfssatz, der z. B. für die Berechnung von Unterhaltszahlungen herangezogen wird. Dieser geht wiederum auf eine Kinderkostenanalyse aus dem Jahr 1964 zurück, welche die letzte offizielle Erhebung der Regierung ist. Danach werden inflationsbereinigt heute zwischen 204 Euro für Säuglinge und 569 Euro für Studenten fällig.
Die Volkshilfe ist übrigens nicht die erste Organisation, die mehr Kostenwahrheit möchte. Bereits 2003 hat das Familienministerium das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO beauftragt, die tatsächlichen Kosten zu ermitteln – und dieses kam damals auf einen Betrag von rund 500 Euro, inflationsbereinigt wären das heute etwa jene 625 Euro, die die Volkshilfe jetzt berechnet hat.
Wie aber kommt man auf diese Zahlen? „Wir haben uns an den Referenzbudgets der Schuldnerberatung orientiert“, erläutert Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenniger. Die Studienautoren differenzierten übrigens nicht zwischen den unterschiedlichen Altersstufen der Kinder.
Essen, Bildung, Fußball
Vier Kostenfaktoren haben die Studienautoren ausgemacht (Grafik): Hauptbrocken sind neben Ausgaben für Materielles wie Wohnen, Essen und Kleidung, die Bildungsausgaben – die Schulgeldfreiheit gibt es in Österreich häufig nur noch auf dem Papier, ganz besonders dann, wenn ein junger Mensch nicht „nur“ eine Pflichtschule besucht. In höherbildenden Schulen sind Ausgaben für Ausflüge, Sprachreisen, aber auch Schuluniformen etc. enorm.
Für Freizeitaktivitäten wie Geburtstag, Fußballvereine oder Musikunterricht veranschlagen die Autoren 95 Euro, während 30 Euro für Körperpflege und Gesundheitsvorsorge nötig sind.
Die Arbeiterwohlfahrt – das deutsche Pendant zur Volkshilfe – kam für das Nachbarland übrigens zu ganz ähnlichen Zahlen. „Die Kosten sind durchaus vergleichbar“, stellt Fenniger fest.
Interessant: Aktuelle deutsche Berechnungen haben ergeben, dass Eltern vor allem für ältere Kinder ab zwölf Jahren meist tiefer in die Tasche greifen – im Schnitt sind es da 784 Euro im Monat. In Summe belaufen sich die Ausgaben bis zur Volljährigkeit eines Kindes dann auf gut150.000 Euro.
Schlussendlich sind Kinder aus finanzieller Perspektive gesehen für Eltern also ein Minusgeschäft. Bedenkt man, dass zumindest ein Elternteil eine Zeit lang bei den Kindern zu Hause bleibt, häufig Teilzeit arbeitet und weniger Chancen hat, die Karriereleiter emporzusteigen, bedeuten Kinder, dass man weniger verdient und folglich weniger Pension erhält. Wie hoch der Verdienstentgang ist, hat das WIFO auch 2003 berechnet – und kam auf eine Summe zwischen 107.000 und 220.000 Euro. Kurz gesagt bedeutet das: Eltern verdienen weniger und haben höhere Ausgaben.
Besonders bitter ist die Situation für die 324.000 armutsgefährdeten Kinder in Österreich, warnt Fenninger. „Trotz Mindestsicherung und Familienbeihilfe haben sie nicht genug, um sich gesund entwickeln zu können. Manche Kinder erhalten nur 400 Euro an Unterstützung – das ist eindeutig zu wenig.“