Mit der Performance „Macbeth“ startete das ImPulsTanz-Festival
Von KURIER Marketing
Genf, 11. Oktober 1987: Der in diverse Skandale verstrickte deutsche Politiker Uwe Barschel wird tot in seinem Zimmer des Nobelhotels Beau-Rivage aufgefunden. Bekleidet liegt Barschel in der Badewanne; ein Reporter lichtet ihn ab. Das Bild geht um die Welt.
Für den österreichischen Choreografen und Theatermacher Johann Kresnik war die „Affäre Barschel“ die Initialzündung für seine Interpretation des „Macbeth“-Stoffes. 1988 kam Kresniks bildgewaltige, verstörende, apokalyptische Mord- und Blutorgie in Heidelberg heraus – damals selbstverständlich ein Skandal.
Davon dass dieser „Macbeth“ nichts an Dramatik, Drastik und Dringlichkeit verloren hat, konnte man sich beim KURIER-Gespräch zur Eröffungsperformance Macbeth am 11. Juli in der Roten Bar im Volkstheater überzeugen.
Für das ImPulsTanz-Festival hat Kresnik seinen „Macbeth“ nämlich einer Rekonstruktion unterzogen, die unter die Haut geht. Kresnik hat nichts von seiner Kraft, seiner Wut und seiner Intelligenz verloren.
Doch was sind für Kresnik die Grundfragen bei „Macbeth“? „Bei ‚Macbeth‘ geht es um die Frage: ‚Wie weit kann ein Politiker gehen?‘“ Und in Anspielung auf die Ibiza-Affäre: „Politisch finde ich es hoch interessant, dass jemand, der korrupt ist, in der Wählerzustimmung auch noch steigen kann“, so der von vielen als Theaterberserker im positiven Sinn titulierte Choreograf.
„Diese Arbeit ist immer noch hochaktuell“, betont auch ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger beim Talk. Und: „Johann Kresniks Arbeiten sind zeitlos-gültig. Von Altersmilde keine Spur.“ Dies wird auch im „Macbeth“ deutlich. In betörenden Bildern, die lange im Gedächtnis bleiben, erzählt der gebürtige Kärntner die so blutrünstige Geschichte eines skrupellosen Karrieristen.
Gottfried Helnwein hat einen passenden, visuellen Rahmen geschaffen. Der Ausnahmekünstler war ein weiterer Gast auf dem hochkarätigen Podium, das an einem lauen Sommerabend zahlreiche Besucher in die Rote Bar lockte.
Und Kurt Schwertsik konterkariert mit seiner hinreißenden Musik das Bühnengeschehen. Schwertsik: „Da wird gemordet und gemordet – und dazu spielt die Kammermusik.“ Ja, Klavier ist Trumpf.
Wer mehr über„Macbeth“,die Gedankenwelt des Johann Kresnik, die Musikalität eines Kurt Schwertsik oder die künstlerische Vielfalt des Festivals ImPulsTanz erfahren wollte, hatte beim KURIER-Gespräch dazu die Gelegenheit. Der KURIER bat an diesem Tag zu einem exklusiven Künstlergespräch mit dem „Macbeth“-Kreativteam und Karl Regensburger, das sich den Fragen von KURIER-Redakteur Peter Jarolin stellte.