Kultur

Zittern vor den Winterstürmen

No risk, no fun“ – unter diesem Motto steht laut Tenor Michael Schade das traditionelle Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn. Denn für den 30. Mai (Beginn ist um 21 Uhr bei freiem Eintritt in den Schlosspark) sieht die Wetterprognose nicht allzu günstig aus. Und auch der Ersatztermin am Freitag (31. Mai) soll vom Wettergott nicht gerade bevorzugt sein. „Wir hätten doch ,Winterstürme‘ als Motto wählen sollen“, sagte denn auch Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg bei der Präsentation des inzwischen 10. Gratis-Konzerts der Philharmoniker in Schönbrunn. Nachsatz von Solist Schade: „Dennoch gilt: bitte hinkommen, bitte mitfeiern!“

Gründe zu feiern

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Denn zu feiern gibt es heuer einiges. Etwa das zehnjährige Jubiläum jenes Konzerts, das pro Jahr an die 100.000 Besucher nach Schönbrunn lockt und via ORF in fast 70 Länder übertragen wird. Oder den 200. Geburtstag von Richard Wagner und Giuseppe Verdi, die diesmal als Komponisten im Zentrum stehen. Oder das Schönbrunn-Debüt von Dirigent Lorin Maazel, der es als „grenzenloses Vergnügen“ empfindet, mit den Wiener Philharmonikern musizieren zu dürfen. Und auch das doppelte Debüt von Tenor Michael Schade. Dieser ist erstmals als Solist beim Sommernachtskonzert dabei und wird eine Arie aus Verdis Oper „I Lombardi“, vor allem aber seine erste „Gralserzählung“ aus WagnersLohengrin“ singen.

Verdi und Wagner sind heuer die einzigen Komponisten, die in der einzigartigen Kulisse des Schönbrunner Schlossparks mit Blick auf die Gloriette erklingen werden. Auf dem Programm stehen von Verdi: Der Triumphmarsch aus „Aida“, besagte Arie aus „I Lombardi“, die Tänze aus „Otello“, die Ouvertüre zur Oper „Luisa Miller“ und die Ouvertüre zu „La Forza del Destino“.

Zwei Genies

Wagner ist mit dem Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg“, dem Vorspiel zu und dem Liebestod aus „Tristan und Isolde“, der Gralserzählung sowie – als furioses Finale – dem „Walkürenritt“ zu erleben. Maazel: „Verdi und Wagner – das sind zwei Genies, und das sind zwei Welten. Im Jubiläumsjahr wollen wir beide präsentieren“, so das Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker und neue Ehrenmitglied der Staatsoper. Der agile 83-jährige Dirigent, der seit mehr als 50 Jahren mit den Philharmonikern zusammenarbeitet, weiter: „Hoffentlich wird es nicht regnen. Mir macht es nichts aus, aber den Instrumenten.“

Michael Schade zu m Thema Nummer eins: „Die Frage ist nicht, ob es regnet. Die Frage ist, ob man dabei ist oder nicht. Und ich hoffe, dass sehr viele Menschen dabei sein werden.“ Zu seinem „Lohengrin“-Debüt meint der Kammersänger: „Ich habe mich sehr gründlich darauf vorbereitet. Die ,Gralserzählung‘ hat ja sehr viel mit Schubert zu tun. Das merkt man etwa, wenn man die Aufnahme mit Anton Dermota hört. Dieser ist auch mein großes Vorbild. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf.“

Auf fast allen Kanälen

Beim Sommernachtskonzert auf jeden Fall – und das zum 10. Mal – dabei ist der ORF. 14 Kameras sind im Einsatz, darunter die fliegende Camcat. Barbara Rett wird diese Konzertübertragung (live ab 21.05 Uhr auf ORF 2) moderieren, 3sat überträgt am Donnerstag live-zeitversetzt ab 21.45 Uhr; ORF III bringt eine Aufzeichnung am 2. Juni um 17.55 Uhr. Dazu gibt es auch einen Live-Stream im Netz (TVthek.orf.at), sieben Tage nach der Ausstrahlung ist das Konzert zudem als Video-on-Demand abrufbar. Regie: Michael Beyer.

Details am Rande: Mehr als 10.000 Meter Kabel müssen für die Ausstrahlung des Konzerts verlegt werden, mehr als 700 Menschen sind in Schönbrunn im Einsatz, bewährter Partner ist das Künstlersekretariat Buchmann. Neu an Bord ist die Firma Sony, die das Sommernachtskonzert nur eine Woche nach dem Konzert auf CD und wenig später auf DVD und Blue Ray veröffentlichen wird.

Clemens Hellsberg: „Das Sommernachtskonzert ist längst eine Institution geworden und ein Geschenk des Orchesters an die ganze Welt. Wir wissen, dass es heuer vom Wetter her eine Zitterpartie wird. Aber wir hoffen das Beste.“ Und Schade ergänzt: „Notfalls kann man ja auch im Regen zur Musik tanzen.“