Kultur/Wiener Festwochen

Festwochen-Eröffnung vor 40.000 Menschen

Die Wiener Festwochen sind seit Freitagabend offiziell eröffnet: Zum vierten Mal in Folge seit 2006, 2008 und 2010 diente der Auftakt des Kulturfestivals als Austragungsort des Wettbewerbs Eurovision Young Musicians. Bei dem Klassik-Casting setzte sich der 17-jährige, norwegische Bratschist Eivind Holtsmark Ringstad gegen sechs Konkurrenten durch. Diesen Triumph erlebten ungeachtet sommerlich-milder Witterung allerdings deutlich weniger Livezuschauer auf dem Rathausplatz als in den Vorjahren. Auf 40.000 Besucher schätzen die Festwochen die Menge - nach 53.000 im Jahr 2011.

Grubinger moderierte

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Dabei hatten die Organisatoren als Moderator der Veranstaltung ein prominentes Gesicht des Klassikbetriebs gewonnen: Percussionist Martin Grubinger führte allerdings sichtlich aufgeregt durch das Finale des von der European Broadcasting Union (EBU) veranstalteten Wettbewerbs für junge Musiker. Erst beim Zwischenspiel mit seinem Percussive-Planet-Ensemble und den Sticks in der Hand fühlte sich Grubinger wohl auf der großen Festbühne.

Ebenfalls eher schüchtern abseits des Spiels zeigte sich der spätere Gewinner des Musikerwettbewerbs, Eivind Holtsmark Ringstad. Seine expressive Interpretation von Bela Bartoks "Konzert für Viola und Orchester" überzeugte dann jedoch die Fachjury. Deren Vorsitz hatte als eine Art "Dieter Bohlen" der Klassik der designierte Festwochen-Chef Markus Hinterhäuser inne. Auf Platz 2 wurde von den Experten der Wiener Lokalmatador Emmanuel Tjeknavorian mit Jean Sibelius` "Konzert für Violine und Orchester" gewählt. Der Publikumsliebling, der kleine, erst 15-jährige armenische Musiker Narek Kazazyan mit seinem Kanun, einem Zitherinstrument, kam ebenfalls noch aufs Treppchen.

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Begleitet wurden alle Finalisten vom RSO unter dem gewohnt energetisch auftretenden Chefdirigenten Cornelius Meister, der zur Einleitung mit der Blechbläserformation Mnozil Brass ein musikalisches Medley aus Rossinis "Wilhelm Tell Ouvertüre" und der Heidi-Musik bot. Weitgehend unerwähnt beim bunten Abend blieb hingegen das künstlerische Feuerwerk der Festwochen, die nun bis 17. Juni die Stadt mit kulturellen Highlights aus aller Welt bespielen.

Dafür rückte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zu Beginn der Veranstaltung die politische Dimension von Kunst in den Fokus, die für ihn der Beweis sei, dass Europa, vor allem ein Ort der Kultur ist. "Kunst hat es auch schon vor der Erfindung der Rating-Agenturen gegeben", so der SPÖ-Politiker. Und dabei gelte es auch stets, eines zu bedenken: "Vergessen wir nicht, dass ein großer Teil der europäischen Kultur eigentliche griechische Kultur ist."

Hippes Flair für klassische Musik

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"Es ist wie ein Pop-Konzert hier", sagte Simon Strzelcyk aus Polen. "Wir sind extra mit einem Bus aus Omplan angereist, um meine Mitschülerin Jagona zu unterstützen. Irgendwie ist es hier wie bei einem großen Konzert, ich bin aber gekommen, um klassische Musik zu hören – dazu braucht man einen Platz zum Sitzen und Komfort."

Die Festwochen-Eröffnung verpasste dem Rathausplatz gestern Abend tatsächlich ein modernes Flair – für klassische Musik vielleicht etwas ungewöhnlich: Das Rathaus in blau-violettem Licht, die rund 40.000 Besucher kamen hauptsächlich in Jeans und T-Shirt, Sitzplätze gab es keine – viele nutzten allerdings die Holzbänke im Rathauspark.

Klassik beim Picknick

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Dort nahmen auch die Wiener Olga Flaun und Jochen Löb Platz. Gerade diese gemütliche, ungezwungene Atmosphäre gefiel den beiden Studenten: "Von klassischer Musik in der Oper gibt’s eh schon genug, das hier spricht auch einmal die jungen Leute an", sagte Löb. "Ich finde die Aufmachung grandios."
Das Konzert bei mitgebrachtem Proviant auf der Picknickdecke zu genießen, sei "viel gemütlicher. Und wir kriegen von hier aus alles besser mit als direkt vom Rathausplatz."

"Wegen Mnozil Brass hier"

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Julia Pumberger und Melanie Walzer (OÖ, Wien): "Wir sind heute Abend hauptsächlich wegen Mnozil Brass hier – solche Gelegenheiten sollte man wirklich nutzen: Das Feeling hier am Abend ist sehr schön, viel besser als etwa beim schon etwas abgedroschenen Christkindlmarkt im Winter. "

"Riesen-Ambiente"

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Gustav Weigl (Wien): "Mich interessiert die Percussion, ich bin nämlich selbst Hobby-Schlagzeuger und komme seit Jahren her. Die Kombination Jungmusiker-Wettbewerb und Eröffnungsfeier finde ich toll. Sie bietet den jungen Leuten ein Riesen-Ambiente und viele Zuhörer."

(Clara Maier)

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