Kultur/Wiener Festwochen

Familienkatastrophen-Drama mit Star-Ensemble

Die zeitlose Gültigkeit, die in Molières Texten steckt, lässt sich gerade in Krisenzeiten wunderbar neu entdecken. Wenn die Gesellschaft ins Trudeln gerät und den Boden unter den Füßen verliert, schlägt die Stunde der Komödiendichter.

Luc Bondy, der scheidende Festwochen-Langzeitintendant, macht Wien ein Abschiedsgeschenk mit der neu inszenierten Komödie vom frömmelnden Heuchler und Betrüger Tartuffe.

Es war das blasphemische Skandalstück der Epoche. Nicht einmal der Sonnenkönig konnte seinen Liebling Molière vor dem geifernden Zorn des beleidigten Klerus schützen, das Stück vor dem Verbot bewahren. Einen Teufel in Menschengestalt sah ein Pariser Kirchenherr – in Molière, nicht im Tartuffe.

Den Klassiker um Scheinheiligkeit, Eigennutz und Lüge, neu übersetzt und bearbeitet von Bondy und Peter Stephan Jungk, zum Erlebnis machen wird allein schon die Starbesetzung, u. a. mit Gert Voss als Familienoberhaupt Orgon und Joachim Meyerhoff als Tartuffe.

Johanna Wokalek gibt bei ihrem Comeback nach der Babypause als Orgons Ehefrau Elmire mit Voss ein altersmäßig sehr ungleiches Paar. Getraud Jesserer spielt Herrn Orgons Mutter, Madame Pernelle, und Edith Clever die kluge Zofe Dorine.

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