Kultur

Wie der Pate zum Paten wurde

Es ist nicht angebracht, angesichts der Geschichte, wie der Pate – also Marlon Brando – zum Paten wurde, "CHE CAZZO!" (Was soll der Sch...) zu schimpfen: "Die Corleones" wurden vom angesehenen amerikanischen Schriftsteller Ed Falco höchst solide bewältigt. Der 64-Jährige ist sogar mit der Cosa Nostra verbandelt: Seine Nichte Edie Falco ist Star der mit insgesamt 25 Emmys ausgezeichneten Mafia-Fernsehserie "Die Sopranos". Ganz im Sinne von Mario Puzos Sympathien für das Böse hat er geschrieben: den Dostojewski im (allerhintersten) Hinterkopf und feinen "Schund" auf dem Papier. Zitat Puzo-Pate: "Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann." Zitat Falco-Pate: "Das ist eine Frage der Ehre. Ich muss ihn umbringen." Ed Falco ist sanft in Details und brutal im Großen; wobei beim allerersten Mord in "Die Corleones" dem Opfer freundlicherweise ein Plastiksackerl aufgesetzt wird, bevor der Schuss fällt (damit das Hirn Murphy’s Wirtshaus, in dem es geschieht, nicht schmutzig macht). "Die Corleones" erscheinen am Mittwoch in vielen Ländern Europas. Der Roman hat seine Grundlage im Originaldrehbuch Mario Puzos, das nach seinem Tod 1999 gefunden wurde.

 

Aufstieg

Puzo wollte zeigen, wie Vito Corleone im New York der 1930er-Jahren zum mächtigsten Gangsterboss aufsteigt. 13 Jahre, bevor’s richtig losgeht. Wobei es, zumindest im Buch, vor allem ein Porträt seines halbwüchsigen Sohnes Sonny geworden ist, der eigentlich glauben soll, dass der Vater ein anständiger Geschäftsmann ist. James Caan war später der Sonny im Film. Michael (Al Pacino) hat in "Die Corleones" noch nichts zu melden. Er ist zu diesem Zeitpunkt erst zwölf. Puzos Sohn Anthony erlaubte den Umbau in einen Roman. Aber Paramount ging vor Gericht, um das Buch zu verhindern. Die Studios befürchten, die Veröffentlichung könnte das Ansehen der dreiteiligen Filmreihe schädigen. Anthony Puzo gestattete sich, bei dieser Gelegenheit in Erinnerung zu rufen: Sein Vater sei damals für die Filmrechte mit lumpigen 12.500 Dollar abgespeist worden. Man möge die Familie also g’fälligst in Ruhe lassen. "The Godfather" (1972, drei Oscars) rettete Paramount vor dem Ruin. Die Entstehungsgeschichte ist ebenso spannend wie die Mafia-Saga. Z. B. fühlte sich Frank Sinatra durch die Figur des Sängers Johnny Fontane verunglimpft und versuchte, die Produktion zu stoppen. Tatsächlich wurde das Wort "Mafia" aus den Drehbuch gestrichen.

Andererseits hätte Sinatra gern den Don Vito gespielt, was aber abgelehnt wurde. Paramount wollte auch Marlon Brando nicht, sondern Laurence Olivier. Der musste Gott sei Dank wegen einer Erkrankung absagen. Paramount war nicht einmal mit Al Pacino zufrieden: zu sanft! Man bevorzugte das ultrabrutale Gesicht Robert Redfords ... Das Buch "Die Corleones" braucht kein Mensch, aber es ist völlig in Ordnung. Verfilmt darf es allerdings bitte nie werden. Hingegen ist die Hörbuch-Fassung aus dem Berliner "Der Audio Verlag", gelesen vom Schauspieler Stephan Benson ("Tatort"), eine dunkle Bereicherung. Darauf muss man aber noch bis zum 1. Juli warten.