
"White House Down": Retter im Ruderleiberl
Das Weiße Haus in Washington wurde im heurigen Kinosommer schon mehrfach abrasiert. Bereits in dem Actioner „Olympus Has Fallen“ spazierten nordkoreanische Terroristen mit der Pumpgun durchs Präsidentenbüro und schossen weg, was sich bewegte.
Knapp drei Monate später schlägt Roland Emmerich zu, der als deutscher Weltenzertrümmerer mit der Demolierung des Weißen Hauses viel Übung hat – man denke nur an seine Vorgänger-Spektakel „2012“ und „Independence Day“.
Auch in „White House Down“ lässt Emmerich seiner Zerstörungswut im Kampf um US-Ideale ihren freien Lauf. Denn Emmerich zählt zu den aufrechtesten Patrioten seiner Wahlheimat. Hätte er sich dabei auf einen schlanken 90-Minüter beschränkt, ihm wäre ein knackiges B-Movie gelungen. Stattdessen packt er gefühlte drei Action-Filme in einen und jagt den Zuschauer geschlagene 131 Minuten durch die Gänge des Weißen Hauses. Und weil der Film praktisch immer wieder von vorne anfängt, müssen gleich mehrere Präsidenten neu vereidigt werden.
Patriotisch
Jamie Foxx als schwarzes US-Oberhaupt markiert die Obama-Regentschaft, deren Feinde nicht aus Nordkorea, sondern aus den eigenen Regierungsreihen kommen. Als Präsident betreibt er eine zu progressive Nahost-Politik (haha!), die von rechten Kräften verhindert werden soll. Aufseiten der aufrechten Patrioten kämpft der immer sehenswerte Channing Tatum im körperbetonten Ruderleiberl und versucht sowohl den Präsidenten (der sich als ziemlicher Schmähbruder entpuppt) als auch seine junge Tochter (die zufällig im Weißen Haus auf der Damentoilette sitzt) zu retten.
Anfangs läuft alles wie am Schnürchen: Emmerich breitet liebevoll (und etwas langatmig) sein Schauspiel-Ensemble vor uns aus und wirft dann effektvoll seine Action-Maschine in Gang. In schnellem Tempo wechseln Schießduelle und Explosionen miteinander ab, jeder einzelne Raum des Weißen Hauses wird als neue Kampfzone zügig vermessen.
Doch nach dem kompakt-unterhaltsamen Auftakt brennen dem Regisseur zunehmend die Sicherungen durch:
Die Innereien des Weißen Hauses sind nicht mehr Schauplatz genug, die Action drängt hinaus. In einer absurden Autoverfolgungsjagd auf dem Vorgarten des Weißen Hauses jagen Verfolger und Verfolgte wie wild gewordene Rennautos im Kreis; Flugzeuge stürzen vom Himmel; der dritte Weltkrieg wird verhindert. Bis zum triumphalen Hissen der US-Flagge am Ende – für Emmerich immer noch ein ungebrochenes Symbol für den Frieden.
KURIER-Wertung: *** von *****
INFO: White House Down. USA 2013. 131 Min. Von Roland Emmerich. Mit Channing Tatum, Jamie Foxx.
„Der Filmemacher kocht seinen Film“, sagt Peter Kubelka, der nicht nur für seine Filme, sondern auch für seine Schnitzel berühmt ist.
Peter Kubelka, charismatischer Avantgarde-Filmemacher der ersten Stunde, ist wohl Österreichers international berühmtester Vertreter des sogenannten strukturellen Films. Insgesamt umfasst sein Gesamtwerk nur acht experimentelle Arbeiten, doch Kubelka ist legendär: Nicht nur für seine Filme, sondern auch für seine Vorträge, bei denen er – unter anderem – über Kino und Kochen nachdenkt.
In ihrer detailreichen, sehr unterhaltsamen und überaus versiert montierten Doku „Fragments of Kubelka“ porträtiert die Filmemacherin Martina Kudláček den Gründer des Österreichischen Filmmuseums.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: Fragments of Kubelka. Ö 2012. 233 Min. Von Martina Kudláček . Mit Peter Kubelka.
Für seinen letzten Film musste Robert Tarantino ein bisschen Blut kaufen. Durch diese Anschaffung beliefen sich die Gesamtausgaben für seinen Film „Blood City Massacre“ auf rund 100 Euro. Robert Tarantino ist geborener Wiener, heißt mit bürgerlichem Namen Wolfgang und nennt sich auch Wolf Morrison. Als leidenschaftlicher No-Budget-Filmer castet er seine Akteure im Internet und in der Wrestling-Szene und lässt sie in Horror-Trash-Werken agieren.
Regisseur Houchang Allahyari folgt behutsam seinem getriebenen Protagonisten und schält dabei das feinfühlige Porträt eines Einsamen heraus: Tarantino schreibt die Drehbücher mit sich selbst in der Heldenrolle, der die Heldin küssen darf. Im wirklichen Leben aber bekommt sie ein anderer.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: Robert Tarantino. Ö2013. 77 Min. Von Houchang Allahyari; mit Robert Tarantino, David Baumgartner.
Doku: In ihrer schönen und strukturell dichten Doku erzählt die Filmemacherin Anja Salomonowitz vom Mühsal binationaler Paare, die um die österreichische Aufenthaltsbewilligung ihrer Partner kämpfen. Dabei verwebt sie die Erlebnisse ihrer Protagonisten zu einem einheitlichen Erzählstrang, bei dem sich trotz Einzelschicksale eine gemeinsame Erfahrung herauskristallisiert.
KURIER-Wertung: **** von *****
"Cut"DramaJeder Schlag ins Gesicht ein Meisterregisseur: Ein junger Japaner und fanatischer Filmliebhaber erbt die Mafia-Schulden seines toten Bruders und muss plötzlich eine Menge Geld zurück zahlen. Er lässt sich von den Gangstern für Geld zusammenschlagen – und rezitiert dabei die Filmtitel seiner Lieblingsregisseure. Eine Tour-de-Force des Iraners Amir Naderi.
KURIER-Wertung: **** von *****
"Drei Stunden"Tragikomödie: Manchmal ist Gott ein älterer Herr im weißen Anzug, der gerne mal ein Bierchen zwitschert und Liebestipps gibt. Banale Love-Story um ein Pärchen, das lange nicht zueinander findet, weil sie „beste Freunde“ sind.
KURIER-Wertung: *** von *****
"Bedrohung imSchatten"Thriller Ein Cop will in Paris eine Waffenschieberbande schnappen. Routinierter Thriller.
KURIER-Wertung: *** von *****