Kultur

"Wenn irgendwo in Asien ein Huhn umfällt"

Soll ich Ihren Puls messen?" fragt Dany Boon im Interview und demonstriert eine Handy-App, die er selbst jeden Tag benutzt. Dabei ist Boon nicht etwa Arzt, sondern Autor, Regisseur und Star des französischen Komödienhits "Super-Hypochonder" (ab Donnerstag im Kino). Er trage auch privat die Züge eines Hypochonders, wie Boon sagt: "Ich bin ein professioneller Google-Doktor. Gib’ mir ein Symptom – und ich sag’ dir, ob du sterben musst!"

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Im neuen Film spielt er den Fotografen Romain Faubert, der in ständiger Angst vor unheilbaren Krankheiten lebt. Daher überschüttet er sich selbst mit Desinfektionslösung und sucht täglich seinen Arzt Dimitri Zvenka (Kad Merad) auf – der letzte, der ihn noch empfängt. Boon hat auch im echten Leben einen Hausarzt als Freund. "Ich lass mich wirklich oft durchchecken," erzählt er. "Einmal hat er sogar übers Fernsehen diagnostiziert, dass ich krank sein muss. Er hatte recht."
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Im Film wird die therapeutische Beziehung ziemlich auf die Probe gestellt. Zvenka ist genervt von den grundlosen Besuchen und plant daher, den Neurotiker zu verkuppeln. Schließlich soll dem eingebildeten Kranken durch Mithilfe bei einer Flüchtlingsmission Ablenkung verschafft werden. Weil Romain für einen Revolutionskämpfer aus "Tscherkistan" gehalten wird, verliebt sich die Schwester des Arztes (Alice Pol) in ihn. Was die zu Beginn spritzige Komödie zur abstrusen Verwechslungsstory geraten lässt.

"Wir alle sind besorgt über unsere Gesundheit, Verschmutzung, Viren, Pandemien, das Internet ist voll davon," sagt Boon. "Immer, wenn irgendwo in Asien ein Huhn umfällt, glauben wir 20 Minuten später, dass die Vogelgrippe ausbricht. Verrückt! Ich wollte die Story eines Hypochonders erzählen, weil ich das für aktuell halte – immer mit dem Ziel, die Leute zum Lachen zu bringen."

Erfolg mit Sch’ti-Film

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Dass seine Filme Massen anziehen, weiß Boon seit 2008. Seine Komödie "Willkommen bei den Sch’tis" lockte damals in Frankreich mehr als 20 Mio. Leute in die Kinos, womit dieser in Frankreich erfolgreichster Film aller Zeiten wurde. "Super-Hypochonder" hält bereits bei fünf Mio. Zuschauern. Ein Erfolg, der aber auch mit Ablehnung einhergeht. "Manche Kritiker finden Erfolg verdächtig", findet Boon. "Wenn zum Teil schwere Angriffe kommen, macht das keinen Spaß. Ich versuche aber trotzdem, darüber zu lachen."

Trotzdem lachen – das ist auch das Motto seiner Filme, die schwierige Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Emigration oder eben Gesundheitswahn behandeln. Boon: "Ich mache Scherze über das menschliche Verhalten. Das hat mich schon auf der Bühne ausgezeichnet, wo ich ja groß geworden bin. Ich versuche immer, den besten Blickwinkel zu finden, um die Leute über schlimme Dinge lachen zu lassen."

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