Kultur

Urspruch: "Mein Herz sprang vor Freude"

Sie ist nur 1,32 Meter groß und ideal besetzt als "Eine kleine Frau" in "Der Riese vom Steinfeld" von Peter Turrini im Volkstheater (Premiere: 7. September), der Geschichte der menschlichen Schaustellung, einst auf Marktplätzen, heute in den Medien.

In Wien hat man Chris Tine Urspruch gleich erkannt und schon am Tag ihrer Ankunft begrüßt mit: "Das Kommissariat ist auch schon da ..."

Denn bekannt wurde die Schauspielerin als die resolute Gerichtsmedizinerin Silke Haller mit dem Spitznamen "Alberich" – nach dem Zwerg in Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" – im "Tatort" aus Münster. Der nächste Fall wird voraussichtlich am 11. 11. gesendet: "Das Wunder von Wolbeck" (ORF2 und ARD).

Leidenschaft Theater

Hierzulande auf der Theaterbühne stand sie bereits als verrückte Krankenschwester Annie Wilkes in "Misery" von Stephen King in Bregenz: "Aber beim Anruf aus Wien, da sprang mein Herz schon vor Freude."

Im Volkstheater verkörpert sie jetzt "eine Frau, die – gegen alle Widerstände – einfach ihre Liebe behauptet. Vielleicht ist sie ein bisschen blauäugig. Aber dass sie einfach ganz toll ihrem Herzen folgt und so unbedingt diesen Riesen zum Geliebten will, hat mich fasziniert", sagt sie im KURIER-Gespräch. ",Oh mein Geliebter" ist der Satz, den ich am häufigsten zu sagen habe in Turrinis Stück. Das hat Tragik in den Figuren, aber es gibt auch sehr liebevolle und poetische Momente."

Für Urspruch bringt das Wien-Gastspiel "eine wunderbare Rolle. Denn endlich kann ich wieder einmal eine erwachsene Frau spielen und komme so heraus aus der Ecke der Zwerge, Kobolde, Märchenwesen."

Manchmal denkt sie, es müsste von großem Nachteil sein, dass sie so klein ist: "Aber es ist nicht so. Ich habe meinen Platz gefunden in der Welt der Schauspielerei und fühle mich nicht benachteiligt. Ich bin, wie ich bin, und das ist gut so."

Als Sams im Kinderfilm

Schauspielerin werden wollte sie schon im Kindergarten. In ihrer allerersten Aufführung musste sie als Matrose auf einen Tisch steigen, der ein Schiff darstellte, und rufen: "Land in Sicht!" Ihr erster Satz auf der Bühne.

"Ich hatte wohl vor Aufregung eine Sekunde lang gezögert – und bemerkte die große Aufmerksamkeit, die Spannung im Publikum durch die ungewollte Pause. Dieser Moment, in dem mich alle anschauten und sich fragten, was wohl jetzt kommen würde, hat mir sehr gefallen."

Gute Laune versprühte sie 2001 als das Sams in der gleichnamigen Kinderbuchverfilmung – in der Rolle des rothaarigen, rüsselnasigen Wesens, das im Haus des Ehepaars Taschenbier für Chaos sorgt. Und was ist das Erfolgsgeheimnis beim "Tatort" aus Münster? "Gut geschriebene Dialoge, eingebettet in die Geschichte. Und Typen wie den Hauptkommissar Frank Thiel und den Gerichtsmediziner kennt jeder", sagt Urspruch, "da werden menschliche Schwächen mit viel Humor sichtbar gemacht. Und wie wir miteinander reden, ist natürlich politisch nicht korrekt. Aber Political Correctness ist mir sowieso ein Gräuel."

Zur Person: Tatort und Theaterliebe

Fernsehen: Chris Tine Urspruch, 1970 in Remscheid geboren, misst zwar nach Wachstumsstörungen in ihrer Kindheit nur 1,32 Meter, ist aber in der "Tatort"-TV-Serie als Pathologieassistentin "Alberich" am Seziertisch ganz groß. Die Schauspielerin lebt mit ihrem Mann, dem Regisseur Tobias Materna, und ihrer siebenjährigen Tochter Lilo im Allgäu.

Theater: Bis Dezember ist sie im Wiener Volkstheater in "Der Riese vom Steinfeld" (Premiere: 7. 9.) von Peter Turrini zu sehen. 2002 wurde das Stück vertont von Friedrich Cerha an der Staatsoper uraufgeführt. Jetzt wird es erstmals als Sprechstück präsentiert.

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