Kultur

Tschaikowskys "Charodeyka" verzaubert

So hört sich ein grandioser Saisonauftakt an, so sieht ein idealer Start in die neue Spielzeit auch aus. Mit Piotr Iljitsch Tschaikowskys 1887 uraufgeführter Oper "Charodeyka" ("Die Zauberin") ist dem Theater an der Wien ein großer Wurf gelungen. Das hat gleich mehrere Gründe.Zwar wird Tschaikowskys "Zauberin" nur selten gespielt; musikalisch (und teils auch inhaltlich) handelt es sich aber um ein Meisterwerk mit Repertoire-Tauglichkeit. Worum geht es? Um die junge Witwe Nastasja, genannt Kuma, die ein Lokal für Freigeister betreibt. Eines Tages verliebt sich der Fürst in Kuma. Kuma wiederum liebt Prinz Juri, den Sohn des Fürsten, der sie ebenfalls liebt. Aus Eifersucht vergiftet die Fürstin letztlich Kuma, der Fürst tötet in Raserei seinen Sohn und verfällt dem Wahnsinn.

Tschaikowsky hat dieses Beziehungsdrama mit deutlichen politischen Anspielungen um Macht und Obrigkeit in eine packende, hoch dramatische, oft schmerzliche Musik verpackt. Gigantische Chorszenen (fabelhaft: der Arnold Schoenberg Chor), eindrucksvolle Arien und Momente von größter Innigkeit – Tschaikowsky zeigt hier seine ganze Meisterschaft.

Und das Theater an der Wien hat Interpreten zur Verfügung, die fast durchwegs begeistern. An der Spitze: Die junge litauische Sopranistin Asmik Grigorian in der Titelpartie der "Zauberin" Kuma. Grigorian ist eine darstellerisch, optisch und auch vokal grandiose Kuma; ihr Sopran glänzt in allen Lagen. Toll!

Starkes Ensemble

Ausgezeichnet aber auch der Tenor Maxim Aksenov als stimmlich strahlender Juri, der mächtige Bartion Vladislav Sulimsky als eindrucksvoller Fürst, der profund-nuancierte Bassist Vladimir Ognovenko als Ränkeschmied Mamyrov und die als Fürstin an der Grenze zur Hysterie wandelnde Mezzosopranistin Agnes Zwierko. Martin Winkler führt das übrige Ensemble souverän an. Dirigent Mikhail Tatarnikov schöpft am Pult des guten ORF Radio-Symphonieorchesters Wien prächtig aus dem Vollen.

Und Regisseur Christof Loy liefert mit seinem Ausstatter Christian Schmidt eine perfekt gearbeitete, heutige, kluge, psychologisch motivierte, hochgradig politische Inszenierung ab, die in den Bann zieht. Einhelliger Jubel für alle!

KURIER-Wertung: