Kultur

Sunrise Avenue mit Orchester: Spielfreudig, aber wenig innovativ

Schon 2014 wurde der Band Sunrise Avenue von einer Schweizer Radiostation angeboten, für ein einmaliges Konzert mit Live-Übertragung mit einem Orchester zusammenzuspielen. Die Reaktionen darauf waren so überwältigend, dass die Band um Frontmann Samu Haber jetzt damit auf Tour ist.

Sonntagabend zeigten die Finnen das Programm, das sie zusammen mit dem Wonderland-Orchestra erarbeitet haben, vor 8000 Fans auch in der Wiener Stadthalle. Und es war, wie man es sich erwarten konnte. Denn kreative Überraschungen haben Sunrise Avenue noch nie gemocht.

Immer mehr ist die einstige Rock-Band in den letzten Jahren in den poppigen Mainstream gerutscht. Ihre Songs verharren im braven Durchschnitt – immer schön angepasst an die Anforderungen des Formatradios. In diesem Rahmen nur ja nicht aufzufallen, scheint Habers Devise beim Schreiben zu sein – sowohl in Bezug auf Harmonieführung und melodische Wendungen als auch die Instrumentierung.

Gehetzt

Wer sich vom Orchester-Konzert etwas Originelleres erwartete, wurde enttäuscht. Genauso brav und konventionell wie Sunrise Avenue sonst Musik machen, setzten sie die über 40 Streicher und Bläser des Wonderland-Orchestra ein. Oft waren die nur dazu da, den Sound der Band aufzufetten, mehr Volumen in die vorhandenen Arrangements zu bringen.

Es gab auch spannende Ausnahmen. "Forever Yours" bekam mit dem Orchester ein eigenartig gehetztes, dämonisches Feeling und war so einer der Höhepunkte. "I Can Break Your Heart" wurde auf fröhliche, irische Folkmusik getrimmt, und der geradlinige Rocker "Out Of Tune" klang richtig gut verstimmt.

Doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die musikalische Vielfalt zu beliebig zusammengemixt, die Show in ihrer Gesamtheit nie homogen war. So, als wollten Sunrise Avenue mit dem Orchester alles ausprobieren, was möglich ist, hatten sie jazzige Improvisationen, Swing-Intermezzi und Filmsoundtrack-Passagen ins Programm eingebaut. Aber ohne sich die Mühe zu machen, all das in ein sinnvolles Konzept zu bringen.

Auch die unbeholfene Gestaltung der Videoeinspielungen war wie ein Flohmarkt des Machbaren. Einmal flirrten Haber grüne Rauten ums Gesicht, ein anderes Mal pulsierte ein monströses, wie ein Puzzle zerrissenes Herz knallig rot über den Bühnenhintergrund. Und "Sail Away" wurde mit kitschig stilisierten Wellen interpretiert. Alles plakativ, stil- und zusammenhanglos.

Aber es gab viel Musik fürs Geld. Haber, Band und Orchester waren zweieinhalb Stunden auf der Bühne, gaben den Fans genau das, was die wollten: Alle Hits und eine Akustik-Session auf einer kleinen Bühne hinten in der Halle. In diesem Sinne war es ein gelungenes Konzert. Aber bei weitem nicht das Spezial-Event, als das die Orchester-Tour angekündigt worden war.

KURIER-Wertung: