Kultur

Staatsoper: Jonas Kaufmann und Anja Harteros bejubelt

Ausnahmezustand im Haus am Ring. Denn die aktuelle Spielserie (Reprisen: 26., 29. April und 2. Mai) von Umberto Giordanos Verismo-Reißer „Andrea Chénier“ wartet mit großen Namen auf. Und wo Jonas Kaufmann oder Anja Harteros draufsteht, sind die Smartphones gezückt, ist der Jubel garantiert, kann sich selbst ein Kameramann beim Schlussapplaus vor den Vorhang verirren.

Großes Kino also an der Wiener Staatsoper, das seine Entsprechung auf musikalischer Seite erst nach ein paar Anlaufschwierigkeiten fand. Denn allzu viel geprobt dürfte man in den rudimentären Resten von Otto Schenks optisch einst feiner Inszenierung nicht haben. Und so erinnerte dieser „Andrea Chénier“ anfangs an eine naturgemäß sehr souverän servierte Nummernrevue.

Wiener Rollendebüts

Und so sang der Wiener Rollendebütant und Startenor Jonas Kaufmann sein „Un dì all’azzurro spazio“ noch etwas verhalten. In den großen Szenen mit seiner Maddalena (auch Anja Harteros gab ihr Rollendebüt am Ring) aber fand Kaufmann zu der ihm eigenen Intensität.

Sein schöner, abgedunkelter, nur in den Übergängen nicht ganz bruchloser Tenor war wie prädestiniert für Arien wie „Come un bel dì di Maggio“; auch darstellerisch konnte Kaufmann den liebenden (Revolutions-)Dichter sehr glaubhaft machen.

Auch dank Anja Harteros, die weniger als naive Adelige, denn als vom Schicksal gezeichnete Frau überzeugte. Maddalenas berühmte Arie „La mamma morta“ wurde dank Anja Harteros zu einem bewegenden Moment vokaler Wahrhaftigkeit.

Für diese sorgte auch der dritte Rollendebütant Roberto Frontali als starker, stimmlich mächtiger Carlo Gérard. Tadellos sein „Nemico della patria“. Vokale Kraft war hier ohnehin Bedingung, zumal Dirigent Marco Armiliato mit dem Orchester wuchtig aus dem Vollen schöpfte. Dass sich in den kleineren Partien Ilseyar Khayrullova, Zoryana Kushpler, Orban Yildiz oder Wolfgang Bankl bewährten, war umso erfreulicher. Und in den Folgevorstellungen ist man sicher auch schon eingespielter.