Song Contest: Erstmals mit Gebärdensprache-Dolmetschern
Bei der 60. Ausgabe des Eurovision Song Contests werden heuer in Wien erstmals sowohl alle Lieder, als auch die Bühnenmoderationen live von gehörlosen Dolmetschern in die Internationale Gebärdensprache übersetzt. Seit knapp 40 Wochen studieren speziell geschulte gehörlose Performer die 40 Songs der Teilnehmernationen für den sogenannten Eurovision Sign ein.
Beide Semifinale (19. und 21. Mai) sowie die Finalshow (23. Mai) werden den teilnehmenden Ländern als HD-TV-Signal zur Verfügung gestellt, alle drei Events sind ebenfalls via Internet-Live-Stream abrufbar. In Österreich ist der Eurovision Sign außerdem auf ORF 2 Europe zu sehen. "Das ist eine Frohbotschaft für gehörlose Menschen, denn wider Erwarten reichen Untertitel nicht, um ihnen Sendungsinhalte zu vermitteln. Die deutsche Schriftsprache ist für hörbeeinträchtigte Menschen wie eine Fremdsprache, die sie nur unzureichend verstehen", hieß es dazu in einer Aussendung des Wiener Gehörlosen-Schulungsinstituts equalizent.
70 Millionen Menschen gehörlos
Gehörlose könnten zwar sehr wohl lesen, viele Wörter seien für sie aber nicht verständlich. "Die Grammatik und Struktur von Gebärdensprachen sind vollkommen anders als jene von Lautsprachen", erklärte equalizent-Geschäftsführerin Monika Haider. "Hörende lernen, Buchstaben zu Wörtern zusammen zu fügen. Aber für Gehörlose bleiben sie abstrakt, denn sie haben die Laute ja nie gehört", so Haider.
Nach den Angaben des Internationalen Gehörlosenverbandes sind weltweit etwa 70 Millionen Menschen gehörlos, hierzulande leben laut dem Österreichischen Gehörlosenbund zwischen 8.000 und 10.000 gehörlose und rund 500.000 schwerhörige Personen. Zwar kommunizieren Gehörlose hierzulande vorwiegend in der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS), bei der internationalen Verständigung werden aber vor allem die Internationale oder Amerikanische Gebärdensprache angewendet.