Kultur

Salzburger Streitspiele: Politik hält an der Struktur fest

Seit Jahren wundern sich Kulturfreunde darüber, dass es bei den Salzburger Festspielen auch außerhalb der Saison oft rumort. Insider machen die aus ihrer Sicht veraltete Struktur, die auf dem Festspielgesetz von 1950 basiert, dafür verantwortlich. Dieses garantiert zwar die Subventionen und die Abdeckung von etwaigen Budgetüberschreitungen, schreibt aber auch ein politisch besetztes Kuratorium fest, das sich zuletzt ein intensives Wortgefecht mit dem Intendanten Alexander Pereira lieferte. Es gipfelte darin, dass Pereira nach dem Sommer 2014 Salzburg verlassen muss und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf sowie Präsidentin Helga Rabl-Stadler interimistisch übernehmen.

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SP-Kulturministerin Claudia Schmied, die ihre Sektionschefin Andrea Ecker ins Kuratorium entsandte, sieht jedoch keinen Handlungsbedarf. „Wir brauchen keine gesetzlichen Neuerungen. Wir haben ein Kuratorium, das wie ein Aufsichtsrat agiert und die Aufsichtspflicht wahrzunehmen hat“, sagt sie zum KURIER.

„Auffassungsunterschiede und Differenzen sind systemunabhängig. Das kann es immer und überall geben, in einer Aktiengesellschaft genauso wie in einem Fonds. Es gibt keine rechtliche Lösung, die Garant für konfliktfreies Arbeiten ist.“

Schmied kann auch die Entscheidung des Festspiel-Kuratoriums, selbst, also ohne Findungskommission einen Intendanten ab 2017 zu suchen, nachvollziehen. „Ich gehe davon aus, dass man sich Rat einholt, wenn man ihn einholen will.“

Was Salzburg bräuchte

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Der ehemalige Bregenzer Festspiel-Präsident und nunmehrige Josefstadt-Stiftungsvorstand Günter Rhomberg ist anderer Ansicht und hat schon mehrfach eine Strukturänderung vorgeschlagen. „Der Rechnungshof hat ja auch schon andere gesellschaftsrechtliche Strukturen gefordert. Man braucht einen unabhängigen Aufsichtsrat, dessen Präsidentin oder Präsident auch Präsident der Festspiele sein sollte. Dann einen künstlerischen und einen kaufmännischen Leiter, die auch Organverantwortung haben. Das ist jetzt nicht der Fall.“ Rhomberg findet sogar: „Es wäre künstlerisch besser, wenn es die Garantie einer Finanzabdeckung durch die Subventionsgeber nicht gäbe. Dann könnte sich die Politik nicht wie jetzt in die Programmplanung einmischen, um das Risiko zu verringern.“ Subventionen müssten natürlich trotzdem längerfristig garantiert sein.

Wiens Ex-Opernchef Ioan Holender reagiert gewohnt scharf: „Nun ist man dort angelangt, wo man ohne den ganzen Zirkus gleich hätte anschließen können. Die amtierende Präsidentin zu bitten, sich zu bewerben, wozu sie mit einer sehr schnellen Zusage ihr Einverständnis bereits gegeben hat und den am Anfang eines Im-Kreise-Laufens nicht berücksichtigten Kandidaten für 2017 willkommen zu heißen, ist eine reine und unnötige Farce.“ Mit dem Kandidaten meint er Markus Hinterhäuser.

Holender: „Wer wird so dumm sein, sich dabei noch zu bewerben, wenn sowieso alles klar ist? Die politischen Mitspieler veranstalteten in ihrer Unfähigkeit ein Wettrennen, wo jetzt dieselben, die am Anfang schon dabei waren, zum Ziel gelangt sind.“ Alle seien jetzt „glücklich und zufrieden und merken gar nicht, dass sie Teilnehmer einer Kabarettveranstaltung sind“.

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