Rückzug hinter die Linse
Von Karl Oberascher
In seiner Wahlheimat England ist Nils Jorgenssen ein viel-beschäftigter Pressefotograf. Seine Bilder von Persönlichkeiten wie Margaret Thatcher, Diana oder der Queen zierten die Titelseiten der großen Tageszeitungen des Landes.
Privat meidet der Jorgensen das Blitzlicht der roten Teppiche. In seinen Bildern, die ab Mittwoch in der Galerie "Eigensinnig" zu sehen sind, zeigt er Detailansichten eines Alltags abseits von Trubel und Geschäftigkeit: Ein alter Mann, der der Büste neben ihm zum Verwechseln ähnlich sieht; eine Frau, deren schlohweißes Haar mit der Fenster-Auslage dahinter verschwimmt: Zufällige Eindrücke – mal schwermütig, oft lustig und skurril.
Eindrücke aus "Hidden Frames"
Eine Frage der Bequemlichkeit
"Natürlich ist es immer Glück", zitiert Nils Jorgensen sein großes Vorbild Henri Cartier-Bresson. "Street Photography" lebt eben von diesem kurzen, unverfälschten Moment, der im nächsten Augenblick schon wieder verflogen sein kann. Dennoch müsse man sich das Glück erst einmal verdienen. Die Kamera als ständiger Begleiter ist also auch das oberste Credo von Nils Jorgensen. "Ich kann meine Kollegen nicht verstehen, die ihre Kamera nach der Arbeit in ihrem Atelier verstauen."
Wenn es um die Ästhetik seiner Bilder geht, zeigt sich der gebürtige Däne bei Präsentation der Ausstellung "Hidden Frames" am Montagabend pragmatischer. Seit mehr als zehn Jahren fotografiert Jorgensen ausschließlich in Farbe. Seine Schwarzweiß-Bilder habe er auch aus Bequemlichkeit gemacht. "Ich wollte immer schon in Farbe fotografieren", mit den Farbfilmen sei das früher jedoch nicht in jeder Lichtstimmung möglich gewesen.
Mit seiner digitalen Kamera kann Jorgensen nun auch in dunklen Bahnhofsvorhallen Bilder machen, die zuvor nur in Schwarzweiß möglich gewesen wäre. Keine Frage der Ästhetik, eine Frage der Bequemlichkeit. Immerhin: Den Witz in seinen Bildern und den Blick für den viel-beschworenen besonderen Moment hat sich Jorgensen bewahrt.
Weitere Infos
Vernissage: Dienstag, 26. November 2013, 19 – 22 Uhr
von Mittwoch, 27. Oktober bis 4. Jänner 2014.
Alle Infos gibt's auf der Facebook-Seite.
www.nilsjorgensen.com