Deix zeigte, dass die "Schöpfung lächerlich ist"
Zum heute bekannt gewordenen Tod des österreichischen Zeichners und Karikaturisten Manfred Deix sind bereits zahlreiche Reaktionen aus Kunst und Politik eingetroffen.
Gottfried Gusenbauer, Direktor des Karikaturmuseum Krems: " Manfred Deix war einer der großen Künstler Österreichs. Es gab und gibt viele Tabus und unangenehme Wahrheiten, die man nicht ansprechen durfte oder konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern die Augen geöffnet. Die MitarbeiterInnen des Karikaturmuseum Krems sind über den Tod von Manfred Deix tief betroffen und trauern um ihn. Mit ihm verliert die österreichische Karikatur- und Zeichnerszene einen der kritischsten und einflussreichsten Künstler unserer Zeit."
Gottfried Helnwein, Künstler und jahrzehntelanger Freund und Weggefährte: "Manfred Deix, der größte satirische Zeichner dieses Jahrhunderts ist nicht mehr. Wenn Michelangelo sagte, die größte Kunst sei 'nichts als ein Schatten der göttlichen Perfektion', dann hat Deix mit seiner Kunst den unerbittlichen Gegenbeweis angetreten: Er zeigte uns, dass das Werk des Schöpfers nur so strotzt von Fehlern, Peinlichkeiten und Schnitzern. Gott sei Dank, muss man sagen, denn bei einem perfektionistischen Gott hätten wir wenig zu lachen, und es war Deix, der uns zu der bedeutenden philosophischen Erkenntnis verholfen hat, dass die Schöpfung lächerlich und Gott der größte Humorist ist."
Schriftsteller Thomas Glavinic via Twitter: "Manfred Deix war ein ganz Großer. Dieses Jahr kann mich mal."
Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll ( ÖVP): "Mit Manfred Deix verlieren wir einen weit über die Grenzen unseres Landes hinaus anerkannten und etablierten Künstler. Er war unverwechselbar in seiner Kunst und einzigartig in seiner Persönlichkeit. Sein scharfer Blick und seine spitze Feder werden uns sehr fehlen. Er war ein Vordenker, der uns zum Nachdenken und Umdenken gebracht hat. Damit hat er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten und Oasen des Humors und der Lebensfreude geschaffen. (...) Manfred Deix war eine ganz besondere Persönlichkeit, die einem stets ehrlich, direkt und unverfälscht begegnet ist."
Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ( SPÖ): "Manfred Deix war ein kompromissloser Karikaturist, der mit den Mitteln der Übertreibung die österreichische und Wiener Seele liebevoll und gleichzeitig unbarmherzig nachzeichnete. (...) Als politischer Cartoonist kommentierte er gesellschaftspolitische und aktuelle Vorgänge pointiert und verschonte dabei niemanden. Mit spitzer Feder entlarvte er Borniertheit, Kleingeist und dumpfe Gesinnung. Deix war auch selbst Teil seiner von ihm geschaffenen Welt. Er hatte einen Blick, der nicht von oben, nicht mit elitärer Verachtung kam, sondern von innen. Seine Bilder zeugen stets von großer Empathie für die Menschen."
Gerald Ebinger, Kultursprecher der Wiener FPÖ: "Mit ihm ist ein ganz großer Österreicher gegangen. (...) Manfred Deix hat Jahrzehnte der Österreichischen Gesellschaftsgeschichte ironisch auf Papier gebannt, wie das kein anderer vor ihm fertig gebracht hat."
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) auf Twitter: "Mit Manfred Deix verlieren wir einen großen Künstler und Kenner der österreichischen Seele. Er hat uns allen den Spiegel vorgehalten. Er wird fehlen."
Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ): "Manfred Deix war ein kompromissloser Beobachter unserer Gesellschaft, der das Beobachtete auf geniale Weise in seinen Karikaturen zu Bild brachte. Mit seinen Zeichnungen hat er mehr als 40 Jahre lang pointiert und ohne Tabu aktuelle gesellschaftliche und politische Vorgänge aufgezeigt, kommentiert und mit viel Humor verarbeitet. (...) Deix' Portraits und Bildgeschichten weisen eine mitreißende Geschmacklosigkeit auf - wie das Satiremagazin 'Titanic' über seinen unverwechselbaren Stil schrieb. Die grotesk überhöhte Kommentierung der Welt und die oft schockierenden Motive waren sein Markenzeichen und sein künstlerischer Blick auf die österreichische Seele war einzigartig."
Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ): "Auch wenn es nicht immer angenehm war: Kaum jemand konnte die österreichische Befindlichkeit in solch klare Bilder fassen wie Manfred Deix. Es waren manchmal auch bittere Wahrheiten, mit denen er Österreich zum Lachen und Nachdenken brachte. Schön waren wir nicht in seinen Bildern, aber schön ist auch die Realität nicht immer. (...) Als Politikerinnen und Politiker taten wir gut daran, genau hinzuschauen. Manfred Deix wird Österreich fehlen."
Ulla Weigerstorfer, Kultursprecherin des Team Stronach: "Mit seinen gezeichneten Zeitkommentaren gelang es Deix wie keinem anderen, das Innerste der österreichischen Seele einzufangen."
"Manfred Deix, vor dessen Karikaturen kein Mensch aus Politik, Kultur, Religion, kurz aus dem öffentlichen Leben 'verschont' blieb, hat in seiner unverblümten, verständlichen Art der Darstellung vieles auf den Punkt gebracht, oft provoziert, aber immer unterhalten", brachte ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter in einer Aussendung ihre Trauer zum Ausdruck.
"Mit Manfred Deix hat einer der großen Karikaturisten für immer den Zeichenstift abgegeben. Unverhohlen und gnadenlos hat er eine verkrampfte Generation begleitet und entlarvt, die sich zunächst mit Klagen zur Wehr setzen wollte", meinte Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen.
"Manfred Deix ist nicht einzuordnen", sagte der Architekt und Karikaturist Gustav Peichl. "Er ist teilweise genial, er ist sehr intelligent, aber gleichzeitig sehr blöd. Blöd deswegen, weil er weder seiner Frau, noch seinen Ärzten, noch seinen Freunden gefolgt ist, er möge aufhören mit der Sucht des Rauchens."
ORF ändert Programm
Der Radiosender Ö1 hat sein Programm in memoriam Manfred Deix geändert und wiederholt am Montag um 16.00 Uhr ein "Im Gespräch", das Günter Kaindlstorfer im Jahr 2015 mit dem Karikaturisten, Grafiker und Cartoonisten führte. "Ich bin ein Sucht- und Triebzeichner. Das Zeichnen ist für mich ein Überlebensmittel, wie für einen Sexualverbrecher der Sex." Andererseits bekannte er im Gespräch: "Ich bin doch längst kein Zumpferlzeichner mehr. In meinen Zeichnungen kommen fast keine Spatzis mehr vor, das hat auch damit zu tun, dass die Leute mit sexuellen Themen überfüttert sind."
Manfred Deix: Ein Leben in Bildern
Auch das ORF-Fernsehen ändert sein Programm. In der heutigen Ausgabe des ORF-III-Magazins "Kultur Heute" sprechen Heinz Sichrovsky und Gottfried Gusenbauer über Deix. Im heutigen "Kulturmontag" (22.30 Uhr, ORF 2) gibt es einen Nachruf, danach steht um 23.40 Uhr die Dokumentation "Die Ansichten des Herrn Manfred Deix" von Sylwia Rotter auf dem Programm. ORF III zeigt das TV-Porträt am Dienstag um 20.15 Uhr (und um 16.30 Uhr ein "erLesen" aus dem Jahr 2012, in dem u. a. Manfred Deix zu Gast war), 3sat am Sonntag (3. Juli) um 12.45 Uhr.