Kultur

Rag 'n' Bone Man: Blues, Soul und Vitalität

Fünf Vorhänge mit Zeichnungen von Köpfen des Publikums schmücken die Bühnenrückwand. Menschen jeden Alters zeigen sie, jeder Ethnie und jeder Szene.

Auch die wahren Besucher im Wiener Gasometer sind so eine bunte Mischung. Der Brite, der bürgerlich Rory Graham heißt, hatte vor einem Jahr mit dem Hit "Human" und dem gleichnamigen Debüt-Album den internationalen Durchbruch, bereicherte die Szene um eine markante, mächtige Soulstimme und einen Sound, der von Hip-Hop genauso beeinflusst ist wie von Pop, Blues und Soul. Das spricht alle an : Studenten und Omas, Pop-Fans, Rocker und Alternative in buten Hippie-Klamotten.

3000 sind gekommen und begrüßen den 33-jährigen so laut, dass er seinem Publikum schon applaudiert, bevor er den ersten Ton gesungen hat. Sieben Musiker, darunter zwei Bläser, hat er mitgebracht. Sie bringen den Sound von Rag ’n’ Bone Man ohne Einspielungen von Computern auf die Bühne, jeder Ton ist ganz nach der alten Schule handgemacht.

Was dadurch wegfällt, ist das Hip-Hop-Flair, das auf Platte viele der Songs Rag ’n’ Bone-Mans Songs mitgeprägt und ihnen so einen ganz eigenen Charakter gegeben hat.

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Was übrig bleibt, ist der Sound einer Blues- und Soul-Band der 70er-Jahre. Ansprechend macht ihn die Vitalität und Versiertheit, mit der die Musiker ihn auf die Bühne bringen.

Da ist der reduzierte Blues von "Reuben’s Train" gleich zu Beginn, bei dem wenige gezogene Slide-Gitarrentöne Rag ’n’ Bone Mans Stimme in den Fokus rücken und zum Glänzen bringen. Es gibt treibende Songs, wie das soulige "The Fire" und "Hard Came The Rain", das rockig daher kommt. Hin und wieder rappt Rag ’n’ Bone Man zwischendurch, aber mit dieser musikalischen Basis wirkt das hier fast deplatziert.

Höhepunkte sind das acapella gesungene "Die Easy", aber auch "Skin" und "Lay My Body Down", die zu seinen besten Songs zählen. Ein bisschen zu wenige von derart einprägsamen Melodien hat Rag ’n’ Bone Man (im Moment noch) im Programm – das wird im Mittelteil klar. Deshalb schiebt er ein Cover von "People Get Ready" von Curtis Mayfield ein, bevor er mit einer erst souligen und dann von Raps bestimmten Version von "Human" und mit "Bitter End" in der Zugabe sein Potenzial zeigt. Ein gelungener Abend. Nicht großartig, aber rundum aufbauend.

KURIER-Wertung: