Kultur

Infernalisch, souverän aber etwas zu distanziert

Als Bassistin Kim Deal im Sommer bekannt gab, dass sie die Pixies verlässt, schien das für viele Fans das Ende Band. Sänger und Bandleader Black Francis sah es als Neustart. Genau wie die 3200 Fans, die Freitagabend in den Wiener Gasometer kamen.

Sie erlebten Kim Shattuck als fähige, sauber und druckvoll durch das Set hämmernde Ersatz-Frau für Deal. Klar, so lässig stoisch wie Indie-Ikone Deal ist Shattuck nicht. Kim Nummer zwei hüpft und steigt von einem Fuß auf den anderen, schüttelt das Haar und treibt mit ihrem agilen Auftreten den souveränen (und stark unterschätzten) Drummer David Lovering an, noch mehr rollende Salven und komplexe Fills aus dem Handgelenk zu schütteln.

Frontmann Francis brüllt dazu so infernalisch wie eh und je und stellt ein paar Klassiker an den Beginn: „Cactus“, „Gouge Away“ – das Spiel mit Laut und Leise, Melodie und wütendem Dröhnen funktioniert nach wie vor perfekt.

Dröhnen statt Gesang

Leider ist der Sound im Gasometer nicht optimal und vor allem bei den wuchtigeren Songs im Mittelteil hört man oft mehr Dröhnen als Gesang. Mehr vom Feedback als von bemerkenswert direkten Texten über Sex und Lust, die Bibel und Mystik. Dazu kommt, dass Francis kein Wort sagt, keine winzige Bemühung zeigt, eine Verbindung zum Publikum herzustellen.

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Vielleicht hat dasKonzert deshalb zwischendurch einen energetischen Hänger. Obwohl Gitarrist Joey Santiago wie ein Magier nur mit dem Gitarren-Kabel eine Feedback-Orgie spielt und Francis sich auch mal mit der akustischen Gitarre zeigt, bleibt die Performance da doch distanziert - ein eigenartiges Biest, das man erstaunt und überwältigt anstarrt, das aber wenig Berührendes an sich hat.

Doch das Beste kommt auch hier zum Schluss: Klassiker wie „Bone Machine“, „Velouria“, „Monkey Gone To Heaven“ und „Where Is My Mind?“ zeigen noch einmal deutlich, warum die Pixies als einflussreichste Band der späten 80er-Jahre gelten. Und dass sie – ungeachtet der schweigsamen Bühnenpräsenz von Francis – immer noch unter die Haut gehen können.