Wo die Pixel laufen lernten
Stippvisite in den „Pixar Animation Studios“ in Emeryville bei San Francisco: Das Gelände, wo „Toy Story“, „Ratatouille“ oder „Wall-E“ entstanden sind, war ursprünglich ein Baseball-Court und erinnert jetzt an einen Elite-Universitäts-Campus.
Tatsächlich werkt hier die Weltelite der Animationsfilm-Branche: Autoren, Illustratoren, Grafikdesigner und Modellbauer, Tricktechniker und Experten für Computeranimation setzten die Ideen in bunte Bilder und ergreifende Geschichten um. Pixel für Pixel, Strich für Strich.
Erfolgsstory
Als Meilenstein in der Filmgeschichte wurde „Toy Story“ von Regisseur John Lasseter gefeiert: Pixar brachte den ersten vollständig am Computer entstandenen Kinofilm 1995 in die Kinos. Seither hat die Trickfilmschmiede zwölf Oscars gewonnen.
Der grüne Einäuger Mike und der haarige Kinderschreck Sulley, die Hauptcharaktere aus „Die Monster AG“ und „Die Monster Uni“, grüßen als überlebensgroße Figuren am Eingang.
Direkt vor der „Steve Jobs Hall“ – der Apple-Mitbegründer hat Millionen in die Pixar-Studios investiert und wurde durch ihren Erfolg zum Milliardär – steht eine riesige Schreibtischlampe, das Unternehmenslogo, das in jedem Pixar-Filmvorspann seinen Auftritt hat.
Aber hinter der lockeren Pixar-Fassade mit Billard- und Tischtennistisch im Foyer wird schwer gearbeitet.
Trickfilmtechnik
Wochenlange Basteleien und Tüfteleien am Computer sind notwendig, bis nur wenige Sekunden lange Sequenzen entstehen. „Man braucht viel Geduld“, sagt „Monsters University“-Direktor Dan Scanlon im KURIER-Gespräch. „Auch wenn hier alles nach viel Spaß aussieht, es steckt enorm viel Knochenarbeit im Kreativprozess von der Idee über die digitale Produktion bis zum abendfüllenden Spielfilm.“
Tausendfüßler
1200 Künstler und Ingenieure arbeiten in der Trick-Hochburg. Das Team um Story Supervisor Kelsey Mann hat vier Jahre in die Story der „Monster“-Charaktere gesteckt. Mehr als 220.000 Einzelzeichnungen wurden angefertigt – mehr als für jeden anderen Pixar-Film. Hatte der Originalfilm gerade 40 Charaktere, so tauchen jetzt bereits mehr als 400 haarige, verrückte und kunterbunte Monster immer wieder auf, einige Kerlchen auch auf T-Shirts und Kaffeetassen.
Flink skizziert Mann am Computer den einäugigen Mike mit ängstlichem Gesicht: „Die Zuschauer sollen sich mit unseren Figuren identifizieren, auch wenn es nur ein kleiner grüner Augapfel ist.“
Ricky Nierva ist als Produktionsdesigner für den „Look“ des Films zuständig. Möglichst echt soll alles wirken. So holte er sich einen lebendigen hochgiftigen Tausendfüßler als Inspiration aus Südamerika ins Büro, um dessen Bewegungen in der Animation der unheimlichen Dekanin Hardscrabble, Leiterin der Fakultät für Angst und Schrecken, zu kopieren. „Das war total eklig“, erzählt der Filmemacher.
„Die Biologen sagten uns: Wenn dich das Tier beißt, bist du nicht tot. Aber es ist so schmerzhaft, dass du dir wünschst, du wärest tot.“
Elf Jahre nach „Die Monster AG“, als der Plüschriese Sulley und das Einauge Mike Stars wurden als beste Kumpel und Schrecker, erzählt Pixar die Vorgeschichte. „Die Monster Uni“ präsentiert sich als typischer Highschool- und Collegefilm, in dem Außenseiter sich als Einheit bewähren müssen, um sich als Sieger erleben zu können.
Trickfilmprofi
Saschka Unseld sah vor 15 Jahren zum ersten Mal „Toy Story“ am Weg zur Filmakademie und war begeistert. Seit fünf Jahren arbeitet der Hamburger selbst bei Pixar in Kalifornien: „Ein bisschen ein Eldorado für Filmemacher, die sich auf Animation spezialisiert haben.“
Und der Deutsche durfte bereits seinen ersten Kurzfilm inszenieren. Sein fotorealistisches Acht-Minuten-Trickkunstwerk „The Blue Umbrella“, in dem sich ein blauer in einen roten Regenschirm verliebt, hat die Ehre, als Vorfilm vor der „Monster-Uni“ zu laufen.
Vielleicht muss man aus Hamburg kommen und im dauernd sonnigen Kalifornien den Regen vermissen, um die Filmidee einer Art Liebeserklärung an den Regen zu haben.
Unseld: „So kam ich auf die Love Story. Und die Gesichter, die in der Stadtarchitektur lebendig werden, beruhten auf der Beobachtung eines Kanaldeckels vor meinem Wohnhaus. So wird alles in der Stadt lebendig, das für den Regen gemacht ist.“
Das Besondere an Pixar? „Dass die Mitarbeiter hier keine befristeten Projekt-Verträge bekommen, sondern nach dem alten Hollywood-Studio-System feste Arbeitsplätze haben“, so Unseld.
Um Dinosaurier geht es im nächsten Pixar-Streifen „The Good Dinosaur“. Ebenfalls 2014 in die Kinos kommen soll der Streifen „Inside Out“, und der wird ins Innere des Menschen führen.
Ab 14. 11. auf Disney DVD, HD Blu-ray™, als limitiertes Steel- book mit HD Blu-ray und Blu-ray 3D™ und als Video on Demand.
Film
Bonusmaterial
Saschka Unselds Kurzfilm „Der blaue Regenschirm“, auf der Blu-ray ist auch ein Audio- kommentar. Das limitierte Steelbook beinhaltet neben der 2-D- und 3-D-Version des Films eine zusätzliche Bonus-Disc mit Extras wie „Schreck Taktiken“, „Haarige Monster: Ein technischer Rückblick“, „Ein Flug übers Set“.