Peter Stein: "Wir leben ja die Mittelmäßigkeit"
Von Peter Jarolin
Anheben
Zwei Jahre lief die Vorbereitungszeit, sagt Kurator Christian Meyer. Stein selbst war in die Auswahl immer eingebunden. "Wir haben nur das genommen, was auch technisch repräsentabel ist", so Peter Stein im KURIER-Gespräch. Wie es ihm mit der Ausstellung gehe? "Gut", erklärt Stein. Und weiter: "Da sind ein paar schöne Arbeiten mit dabei." Obwohl, so der einstige Assistent des legendären Fritz Kortner: "Wir leben auf dem Theater ja die Mittelmäßigkeit. Das gilt auch für mich. Wir können nur versuchen, diese Mittelmäßigkeit ein wenig anzuheben", so der ehemalige Intendant der Berliner Schaubühne und Ex-Schauspielchef der Salzburger Festspiele.
Stein, der aufgrund seiner extrem werktreuen, konservativen Interpretationen geliebt oder kritisiert wird, weiter: "Ich gebe Ihnen ein Beispiel für dieses ,Anheben‘: Kortner etwa hat Schauspieler immer bis aufs Blut gequält. Eines Tages entgegnete ihm einer: ,Schauen Sie, ich kann ihnen 20 Pfennig geben, manchmal auch 50 Pfennig, aber mehr als eine DM-Mark ist künstlerisch nicht drin.‘ Das nenne ich Ehrlichkeit."
Suchen
Gibt es aber für Stein, der sowohl Oper als auch Schauspiel inszeniert, einen Unterschied zwischen diesen beiden Sparten? "Ja, im Sprechtheater ist der Regisseur der erste Mann. In der Oper ist das der Dirigent. Da kommt der Regisseur erst an zweiter Stelle. Ich habe ja erst relativ spät zur Oper gefunden. Dafür bekomme ich jetzt vor allem für Opern Angebote. Allein nächstes Jahr mache ich ,Damnation de Faust‘ von Berlioz am Bolschoi in Moskau, dann Mozarts ,Zauberflöte’ an der Mailänder Scala und dann noch Mozarts ,Nozze di Figaro’ in Malmö, was fast ein Schwachsinn ist. Den ,Figaro’ hätte ich vielleicht nicht annehmen sollen. Ja, der ,Don Giovanni’ ist die Krone der Oper, aber ,Figaro’? Da bin ich noch sehr auf der Suche", sinniert Stein.
Lernen
Nachsatz: "In der Oper ist es schwerer, auch etwas von Aufführungstradition zu vermitteln. Aber hin und wieder kann es ansatzweise gelingen. Wir werden sehen, wie das jetzt dann bei Janáček wird. Die Sänger und der Dirigent sind toll. Aber wie gesagt: Da bin ich nur der zweite Mann, nicht der erste."