Neuer Konzertsaal heißt "MuTh"
Von Elias Natmessnig
Das Rätselraten hat ein Ende: Die neue Heimat der Wiener Sängerknaben wird „Konzertsaal für Musik und Theater“, kurz „MuTh“ heißen. Noch lehnen die Baugerüste im Orchestergraben, der Zuschauersaal muss ohne Sessel auskommen und auf der Bühne steht statt der Sängerknaben die Geschäftsführerin. Dennoch wird am 9. Dezember der lang umstrittene Konzertsaal der Wiener Sängerknaben eröffnet. Das versicherte Geschäftsführerin Elke Hesse, die am Freitag enthusiastisch ihr Konzept präsentierte: „Knapp 100 Jahre nach der letzten Eröffnung wird in Wien wieder ein Konzertsaal eröffnet. Ich bin froh, dass die Sängerknaben so ein tolles Haus haben.“
Namenssuche
Lange sei um den passenden Namen gerungen worden, Namen wie „Konzertkristall“ oder „voxaugarten“ geisterten durch die Köpfe der Verantwortlichen. Schlussendlich habe man sich auf „MuTh“ geeinigt. „MuTh verbindet Musik und Theater“, sagt Hesse, in diesem Saal solle daher viel möglich sein. Vor allem sei das Haus für den Nachwuchs konzipiert – nicht nur für die Sängerknaben, sondern auch für Schüler, junge Musiker und Kindergartenkinder.
Im ersten Jahr soll es 120 Spieltage geben, die Hälfte davon wird von fremden Produktionen bespielt. Kooperationspartner sind unter anderem Jeunesse, die Volksoper, der Dschungel und das Wiener Kindertheater. „Wir haben mit dem Saal die Aufgabe, viele Sachen auszuprobieren“, sagt Gerald Wirth, künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben. Den Auftakt machen allerdings alte Profis: Ein Hauch von Neujahrskonzert wird am 9. Dezember durch den Saal wehen, wenn die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Franz Welser-Möst mit den Sängerknaben um 11 Uhr den Saal einweihen. Um 15 Uhr öffnen sich die Tore dann für alle Besucher, es ist Tag der offenen Tür.
Dank der hauseigenen Videoanlage wird das am Vormittag gespielte Konzert um 16 Uhr wiederholt. Der nächste große Programmpunkt ist am 14. und 15. Dezember ein Kongress über Mut, bei dem prominente Mut-Experten mit den Besuchern diskutieren. Für die Kritiker des Projektes ein Feigenblatt. Der Verein der Freunde des Augartens kritisiert nach wie vor den großen Bau. Es sei Grünraum für die Bevölkerung vernichtet worden, der öffentliche Raum komme nur dem privaten Verein der Wiener Sängerknaben zugute. Auch bei der Pressekonferenz wurde vor Ort protestiert. Hausherrin Hesse war daher auch um Offenheit bemüht: „Wir wollen, dass das Haus und der Platz für alle Leopoldstädter offen steht.“ Einen Erfolg können die Gegner für sich verbuchen: Das alte Pförtnerhäuschen wurde nicht abgerissen, sondern in den Bau integriert.