Kultur

Nestroy-Preise 2021: Beckmann, Maertens, Altenberger ...

Man hätte eigentlich noch dürfen. Denn erst ab Montag tritt der inzwischen vierte bundesweite Lockdown in Kraft. Aber die Verantwortlichen – im konkreten Fall der Wiener Bühnenverein und seine Partner – wollten kein Risiko eingehen. Und somit fand die diesjährige Nestroy-Gala (wie schon im Jahr 2020) virtuell sowie an den Bildschirmen via ORF III statt. Und zwar am letzten Tag, bevor die Bühnen wieder zusperren mussten.

Wobei zwei Preisträgerinnen bereits im Vorfeld feststanden. So erhielt Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nun auch den Nestroy für ihr Lebenswerk. Die junge Wiener Autorin Miroslava Svolikova wurde für ihr Stück „Rand“, am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, mit dem Nestroy als beste Autorin prämiert.

Die Besten

In den übrigen Kategorien aber musten die Nominierten bis zuletzt zittern. Für einige hat sich das Zittern gelohnt. So wurde Lina Beckmann für ihre famose Darstellung in „Richard the Kid & the King“ – eine Koproduktion zwischen den Salzburger Festspielen sowie dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg – zur besten Schauspielerin gekürt. Bester Schauspieler wurde abermals einer der üblichen Verdächtigen.

Denn wenn es um ganz große Bühnenkunst geht, führt an Michael Maertens kein Weg vorbei. Maertens erhielt den Nestroy für gleich zwei Rollen. Für „Der Leichenverbrenner“ und für „Automatenbüfett“. In „Der Leichenverbrenner“ spielt er einen biederen Familienvater, der immer mehr zu einem radikalen Nationalsozialisten mutiert; dafür darf er wiederum im „Automatenbüfett“ seine komische, sanfte Seite ausleben. Beides war/ist im Wiener Akademietheater zu sehen.

Zudem ging der Nestroy für die beste Regie an die Schweizerin Barbara Frey – für ihre grandiose und unglaublich tiefe, erstaunlich vielschichtige Slow-Motion-Inszenierung von „Automatenbüfett“. Und noch eine weitere Produktion im Akademietheater wurde mit einem Nestroy belohnt: Für seine Rolle in Oscar Wildes „Bunbury“ durfte Mehmet Ateşçi den Preis für den besten Nebendarsteller mit nach Hause nehmen.

 

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Das war dann aber auch mit dem Akademietheater, schließlich gab es noch andere bemerkenswerte Leistungen auf den Theaterbühnen. Etwa jene von Paula Nocker, die als Lucy in Bert Brechts und Kurt Weills „Dreigroschenoper“ in den Kammerspielen der Josefstadt ihr Debüt gab. Prompt wurde die Tochter von Maria Happel und Dirk Nocker von der Jury mit dem Nestroy als bester weiblicher Nachwuchs prämiert.

Ihr männliches Pendant in der Kategorie bester Nachwuchs präsentierte sich am Salzburger Landestheater in Schillers „Die Räuber“. Gregor Schulz wurde für seine Gestaltung des Franz Moor als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet.

Sehr viel gesehen haben Theaterbesucher bereits von der Ausstatterin Nina von Mechow. Für ihr Bühnenbild zu René Polleschs „Die sieben Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ – eine Koproduktion der Wiener Festwochen und der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz – wurde auch sie mit einem Nestroy prämiert.

Die Speziellsten

Dass der Nestroy über die Genregrenzen hinausgeht, bewies die Auszeichnung für Michael Turinsky. Dessen „Precarious Moves“ (eine Koproduktion zwischen Tanzquartier Wien und dem Berliner Hebbel am Ufer) erhielt den Preis für die beste Off-Produktion. Der Corona-Spezialpreis ging an „Krasnojarsk: Eine Endzeitreise in 360°“ von Tom Feichtinger und das Schauspielhaus Graz. In Graz war mit „dritte republik (eine vermessung)“ in der Regie von Anita Vulesica auch die beste Bundesländeraufführung zu sehen. Für die beste deutschsprachige Aufführung „Einfach das Ende der Welt“ von Christopher Rüping, müsste man nach Zürich reisen, sollte das irgendwann wieder möglich sein.

Die Online-Abstimmung um den Publikumspreis sah die neue Salzburger Buhlschaft, Verena Altenberger, vorne. Zwei Auszeichnungen standen bereits fest: Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek erhielt den Nestroy für ihr Lebenswerk, der Autorenpreis ging an Miroslava Svolikova für ihr am Wiener Schauspielhaus uraufgeführtes Stück "Rand".

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