Warum Naziflaggen vorm Burgtheater wehen
Zehn vermeintliche Naziflaggen "zieren" seit dem gestrigen Samstagabend das Wiener Burgtheater: Mit einem Zapfenstreich wurden die Banner enthüllt, in deren Mitte aber das Konterfei einer Deutschen Dogge das Hakenkreuz ersetzt.
Immerhin lautete der Name des 1998 verstorbenen Tieres "Hitler" - nannte der Künstler Flatz doch seinen Vierbeiner einst so. Und der 71-Jährige steht auch hinter der Aktion, mit der an die "Perlenrede" des NS-Diktators vor 86 Jahren erinnert wird.
Dazu gehört auch der nachgebaute Hitler-Balkon vom gegenüberliegenden Rathaus, der sich nun temporär am Burgtheater findet. Auf einer LED-Leinwand ist dort die als Hitler (der Diktator, nicht der Hund) verkleidete Bibiana Beglau im Loop zu sehen. Live bespielt wird der Balkon also nicht, was die Situation vom 9. April 1938 widerspiegelt.
Damals hielt Adolf Hitler am Vortag der Abstimmung zum "Anschluss" Österreichs an Deutschland seine "Perlenrede" im Festsaal des Wiener Rathauses und nicht am damals noch provisorisch errichteten Balkon, wie zwischen 2018 und 2020 die digitale Kunstinitiative Memory Gaps mit fünf Interventionen gezeigt hatte. Auf dem hölzernen Austritt nahm Hitler lediglich den Jubel der Menge entgegen.
Auch wenn Bibiana Beglau auf dem Balkonpendant an der Burg folgerichtig nicht persönlich zu erleben war, konnte man sie indes auf der Bühne des Hauses als NS-Parteichef erleben. Die von Flatz konzipierte Ausstellung "Hitler, ein Hundeleben" im 2. Pausenfoyer komplettiert das Erinnerungstrio an die "Perlenrede", deren Name auf eine Passage der Rathaus-Ansprache zurückgeht, in der Hitler über Wien meinte: "Diese Stadt ist in meinen Augen eine Perle - ich werde sie in jene Fassung bringen, die dieser Perle würdig ist (...)." Während das temporär umdekorierte Burgtheater nur bis einschließlich Montag zu sehen ist, wird die Schau im Foyer noch bis Ende Mai gezeigt.