Kultur/Medien

Villacher Fasching 2024: "Bango Bengo Bingo Bongo Bongo Bungo"

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Schwer zu sagen, ob die Villacher Faschingsgilde TV-Tagebücher liest. Im Vorjahr meldete sich jedenfalls ein Mitglied der Truppe in freundlicher Absicht, um dem TV-Tagebuchschreiber ein paar der Villacher Gags zu erklären.

Erklären wollte bei der aktuellen Ausgabe des Villacher Faschings die „Spaßbrems’n“ Arnold Angermann, was ein Disclaimer ist: „Dos is wonn ana glei vurher sogt, wenn er nochher wos folsches sogt, aber daunn trotzdem recht hätt‘, weil er jo glei vurher gsogt hätt‘, dass es am End folsch sein könnt‘.“

Das klingt zwar überzeugend, aber der Disclaimer beim Villacher Fasching müsste heißen: *Humor ist, wenn man trotzdem lacht.*

Für die Fernsehversion wäre es jedenfalls ratsam, wesentlich mehr Striche zu setzen. 

An einer Stelle ist das offenbar geschehen, denn ein Sketch mit zwei Männern in bunten Barbie-Kostümen wird schon nach wenigen Sekunden weggeschnitten. Entweder lässt das besonders Übles dahinter vermuten – oder es war eine Fehlentscheidung.

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Ein weiterer Disclaimer: *Alter schützt vor schwachen Pointen nicht.* 

Die „Jungs 2024“ – als Jugendliche verkleidete ergraute Männer – forderten beim Villacher Fasching: „Jedem seine Pizza!“ Gemeint ist damit ein Zurück zur Hausmannskost nach dem Burgersager des Kanzlers.

Das ist das Stichwort für den prominentesten „Jungen“, der sich dazu gesellt: Manfred Obernosterer, auch bekannt als „Noste“.

„Hallo i bin da Pizza Flizza“, singt Obernosterer. „Des schmeckt so superlustig, schmeckt super und macht lustig.“

Noch Fragen?

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Gaga

Die Gedankenübergänge sind oft nicht nachvollziehbar, manche Aussagen wirken einfach gaga.

Besonders auffällig war das beim Solo-Auftritt des „Noste“. Eine neue Salzburger Hymne dichtete der Mann mit den Hochwasserhosen und dem Boxhandschuh. Den Pongau, den Pinzgau, den Lungau usw. formte er so um, dass am Ende nur noch „Bango Bengo Bingo Bongo Bongo Bungo“ übrigblieb.

Wäre „Noste“ ein Spät-Dadaist, wäre das wohl genial.

Noste ist aber eher ein Spät-Schenkelklopferfabrikant.

Aus irgendeinem Grund machte er aus dem Namen der Ministerin Karoline Edtstadler eine „Susi Stadltor“.

Am Ende reimte sich das auf Hermagor. Vielleicht ist das der Grund.

Klaudia Tanner stellte er unter Drachenverdacht, also geeignet für ein Fantasy-Game.

Leonore (Gewessler) reimte Obernosterer auf „Mit die wunderschönen goldenen Hååre …“ und lässt einen fiktiven Verehrer („Amore!“) sagen: „Du bist a supergeile Politikerin …“

Gemeint ist es wohl anders. Denn nicht nur Politikerinnen kommen den ganzen Abend auffallend schlecht weg, sondern vor allem die Grünen.

Während die FPÖ mit Samthandschuhen angefasst wird: „Und der Kickl hat ein Mundwerk, scharfe Zähne braucht der nicht“, singt "Spaßbrems'n" Angermann zur Musik von Kurt Weill aus Brechts „Dreigroschenoper“. Das klingt verdächtig nach Bewunderung. 

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"Jetzt wird's heikel"

Der Auftritt Angermanns verdient besondere Beachtung. Handwerklich gehört er mit Abstand zum Besten des langen Abends. Kompetent am Kontrabass (den er seltsamerweise „Zumpf“ nennt), unterhält Angermann mit einem verhältnismäßig überzeugenden Gedankenfluss und nachvollziehbaren (musikalischen) Pointen.

Dafür ist das Weltbild des mit 54 Jahren noch jüngeren (!) Mannes, der wohl zur Zukunft des Villacher Faschings gehört, umso altbackener. 

In einer neu getexteten Landeshymne macht er sich etwa über die Nutzung erneuerbarer Energie lustig (Photovoltaik auf der Pasterze).

Zum Abschluss seiner gezupften Brecht-Moritat kündigt er an: „Jetzt wird’s heikel.“ (ein Disclaimer?)

Und er singt: „Sex und Erotik, scheinbar täglich / Kinder machen ist nicht so modern / Wenn wir zu klug sind, Kinder zu machen … Andere machen’s für uns gern …“

Ganz ohne Disclaimer: Solche Zeilen bedienen üble, rassistische Reflexe.

"Sparnacht am Silbersee"

Das Publikum im Villacher Congress Center, aus mehreren sogenannten „Promi-Sitzungen“ zusammengeschnitten, scheint das alles dennoch in Faschingslaune zu versetzen. Auch die ORF-Führungsriege sitzt traditionell im Publikum und ist dazu vergattert, sich am Schluss auch noch eine „Sparnacht am Silbersee“ anzusehen, eine Parodie auf die „Starnacht am Wörthersee“.

Eine „Barbara Schönehügel“ (Nathalie Karner Tarmastin) begrüßt die „Willacher“ und ein „Hans Singel“ (Stefan Gaggl) erklärt, dass sich der ORF Klagenfurt und den Wörthersee nicht mehr leisten könne, „obwohl jetzt wirklich alle die ORF-Gebühren zahlen müssen.“

Verhaltener Applaus. Wenn selbst Klagenfurt-Schmähs und ORF-Bashing nicht mehr ziehen, ist Feuer am Villacher Dach.

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Achtung Fasching!

Zum Glück gibt es die musikalischen Acts. Karin Jaklitsch als „Pleite Kelly“ und Hannes Krenner als „Roland Knauser“ (hatten wir schon den Disclaimer *Namenswitze sind in Villach noch voll okay*?) singen gut und sehen auch fast wie die Originale aus.

Dafür singt „Andrea Zwerg“ (Jakob Kofler) schlecht, liefert aber den unvermeidlichen Travestie-Act. „Du hast mich tausend Mal belogen“ wird auf die Politik umgetextet, aus dem „belogen“ wird „im Parlament gehen hoch die Wogen“ und „mancher ist schon aufgeflogen“. Das bittere Resümée: „Ihr werdet’s wieder tun, für Geld und Macht!“

Über das, was „Barbara Schönehügel“ über Schönheits-OPs sagt, und auch über manchen müden Gender-Witz breitet man lieber den Staubmantel des Schweigens.

Aber einen Disclaimer haben wir noch – aus dem Auftritt der „Spaßbrems’n“.

*Achtung – Fasching! Dann weiß ein jeder, was gemeint ist.*

Lei-Lei!

 

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