Tesla stellt traditionelle Pressearbeit ein
Von Michael Huber
Was gibt es Neues bei Tesla? Für Journalisten wird es zunehmend schwierig, diese Frage zu beantworten. Laut einem Bericht des Branchenportals „Electrek“ machte der US-Elektroautobauer unlängst seine Pressestelle dicht - als weltweit erstes großes Unternehmen der Automobilindustrie. Mails und Anrufe von Medien laufen am Firmensitz in Kalifornien mittlerweile ins Leere.
Bei Journalisten sorgt das Vorgehen für Verärgerung. „Ich habe seit Monaten keine Antwort mehr von Tesla erhalten“, sagt Steve LeVine, Reporter des Portals „Medium“, das sich auf den E-Auto-Sektor spezialisiert hat. „Ich kann nicht sagen, seit wie vielen Monaten. Aber ich kann mich an keine Antwort aus jüngster Zeit erinnern.“
Nicht nur in den USA gibt es für Journalisten keine Antworten mehr. Auch die Tesla-Niederlassungen in Europa und China reagieren nicht mehr auf Presseanfragen. Für die Autobranche ist das ein Novum, denn andere große Unternehmen pflegen enge Kontakte mit den Medien.
Keine Antworten, dafür Tweets vom Chef
Verstummt ist Tesla deshalb in der Öffentlichkeit nicht - im Gegenteil. Das liegt auch an Firmenchef Elon Musk, der sich über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit Fans, Kunden und Kritikern gleichermaßen auseinandersetzt. Zudem stellt Tesla auf seiner Website Informationen für Investoren zur Verfügung und schickt Pflichtmitteilungen an die Finanzmärkte.
Nach Ansicht mancher Analysten braucht Tesla deshalb schlicht keine Presseabteilung mehr. Zudem ist es Teil der Firmenkultur, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Das zeigt sich auch anderer Stelle: So ist Tesla der einzige große Hersteller, der in den USA seine Fahrzeuge direkt an die Kunden verkauft und Autohändler umgeht.
Aber auch Ärger über das verhaltene Medienecho auf den groß angekündigten „Tag der Batterie“ Teslas im September könnte Musk dazu gebracht haben, die traditionelle Pressearbeit einzustellen. In einem Podcast-Interview mit der „New York Times“ sagte der Tesla-Chef, die Berichte über die im September vorgestellte neue Technologie des Autobauers seien „traurig“ gewesen. „Der Großteil der Berichterstattung war wirklich ein trauriger Spiegel ihres Verständnisses.“
"Verschlossene Auster"
Aus Journalistenperspektive hat sich Tesla damit für den Negativpreis "Verschlossene Auster" in Stellung gebracht. Dieser Preis wird seit 2002 vom deutschen "Netzwerk Recherche" an Unternehmen und Politiker vergeben, die sich durch eine besonders restitriktive Informationspolitik bis hin zur Gesprächsverweigerung auszeichnen. In der Vergangenheit erhielten u.a. die Diskontkette ALDI/Hofer, der Automobilklub ADAC sowie Facebook den Preis, aber auch die Bayrische Staatsregierung und der russische Präsident Vladimir Putin.