Pro-Impf-Aktion #allesindenarm: "Schon krasseres Zeug als dieses Biontech reingepfiffen"
Von Georg Leyrer
Die sozialen Medien funktionieren nach einem brutal banalen Prinzip: Wenn jemand etwas sagt, regt sich ein anderer auf.
Das funktioniert verlässlich. So auch dort, wo es um Künstler geht: Nina Proll, Roland Düringer, diverse „Tatort“-Kommissare und weitere Darsteller haben sich mehrfach kritisch bis sarkastisch zu den Coronamaßnahmen geäußert. Und sie haben für diese Aktionen, die unter den Hashtags #allesdichtmachen und #allesaufdentisch liefen, viel Kritik geerntet.
Nun ist die Gegenseite am Wort: Zahlreiche Künstler haben sich – neben Journalisten, Wissenschaftlern, Politikern, Ärzten und mindestens einem Stoffpinguin mit Twitter-Konto – in den letzten Tagen einer Kampagne pro Impfung auf Twitter angeschlossen.
Und, Überraschung, Widerspruch geerntet.
Die neue Kampagne läuft unter dem Hashtag #allesindenarm, nimmt also direkten Bezug auf die coronamaßnahmen- und impfkritischen Videos. Sie will aktiv für die Impfung motivieren – Erstimpfungen und Booster. Das Muster ist dabei immer ähnlich: „Hallo. Ich bin Igor Levit und ich bin Pianist. Ich bin geimpft. Wissenschaft und Solidarität sind der Weg aus der Pandemie. Deshalb: Lasst Euch impfen!“
Mit dabei sind weiters unter anderem „Buhlschaft“ Verena Altenberger, Wettermann Jörg Kachelmann oder auch „Fantastische Vier“-Rapper Smudo.
Der schrieb: „Hallo. Ich bin Smudo, 53 und Unterhaltungskünstler. Ich habe mir schon krasseres Zeug als dieses Biontech reingepfiffen. Nichts davon hat geschadet. #allesindenarm“.
Ursprung im MaiLab
Dass nun zahlreiche Prominente zum Impfen aufrufen, hat seinen Ursprung nicht nur in den steigenden Inzidenzen in Österreich und Deutschland. Auch die aufkeimende Debatte um die Impfpflicht holt das Thema hervor – und mögliche gesellschaftliche Herausforderungen, die eine derartige Pflicht mit sich bringen würde.
So hatte die auch im Fernsehen und den sozialen Medien bekannte Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim auf ihrem YouTube-Kanal Mailab ein Video hochgeladen, in dem sie sich letztendlich für eine Impfpflicht aussprach. Sie thematisierte die Möglichkeit einer weiteren Spaltung der Gesellschaft – aber nicht, weil Ungeimpfte damit unter Druck gesetzt würden. Sondern weil die Geimpften „an die Grenzen ihrer Fähigkeit zur Solidarität“ gebracht würden.
Das passte, erwartungsgemäß, nicht allen.
In diesem Diskussionsklima, das durch die Maßnahmen in Bezug auf Ungeimpfte in Österreich und die im Raum stehende Ausweitung dieser Maßnahmen auch auf Geimpfte zusätzlich aufgeraut wurde, entstand dann #allesindenarm.
Schon am Montagnachmittag gab es Zehntausende Tweets zum Thema, und auch auf Instagram schwappte die Aktion über. In die teils witzigen Tweets der Teilnehmenden mischten sich auch rasch jener Hass und jene Ablehnung, die online gären.