ORF-Radiothek nach Jahren gestartet
Von Christoph Silber
Gut Ding braucht Weile, oder so. Nach vielen Jahren der (rechtlichen) Prüfung ging am Dienstag die ORF-Radio-Plattform Radiothek online. Sie bietet neben den Livestreams den sieben Tage On-Demand-Player und alle Podcasts von Ö1, Ö3, FM4, den neun ORF-Regionalradios, Ö1 Campus und vom ORF-Volksgruppen-Radioangebot. Per Mouse-over wird der Play-Button angezeigt. In der Timeline sind die Programmelemente der vergangenen ca. 20 Minuten sowie die kommenden sichtbar und können auch direkt angewählt werden. Wer auf eine App gehofft hat, wird derzeit noch enttäuscht und muss über den Browser gehen.
Der gefühlt jahrelange Rückstand auf den radioplayer der Privatsender (mit App) hat rechtliche Gründe. Bevor der ORF Angebote starten darf, für die er Gebührengelder einsetzt, müssen diese auf mögliche marktverzerrende Einflüsse geprüft werden - nachfolgenden Rechtsweg inklusive: Im Juli 2015 genehmigte die Medienbehörde KommAustria das Unterfangen. Die Bundeswettbewerbsbehörde legte gegen diesen Bescheid aber Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht (BVwG) ein. Sie ortete damals "negative Auswirkungen des neuen Angebots auf die Wettbewerbssituation im Bereich der Hörer-bzw. Nutzermärkte für Hörfunk und Hörfunk-Online-Angebote sowie im Bereich der Online-Werbemärkte". Das BVwG wies diese Beschwerde im November 2018 als unbegründet ab.
Weißmann als Player-Chef
Für die Menschheit ein kleiner Schritt ist die Radiothek, die wie die TVthek ein Projekt von ORF-Online-Chef Thomas Prantner ist, nun ein weiterer Baustein der großen ORF-Streaming-Plattform, den ORF-Player, zu dem etwa auch noch die Film-Plattform Flimmit aufgehen wird. Für den ORF-Player wird derzeit eine Geschäftsführung gesucht - die nach KURIER-Infos auch schon gefunden ist. Die „Person mit fundierten Kenntnissen und Erfahrungen im Bereich der digitalen Medien, Finanzen und Unternehmenssteuerung in leitender Funktion, idealerweise in einem elektronischen Medienunternehmen“ soll Roland Weißmann sein, heißt’s am Küniglberg. Er ist seit 2012 Chefproducer Fernsehen, stv. kaufmännischer Direktor und im Landesstudio Niederösterreich ORF-mäßig sozialisiert, was politisch kein Fehler ist. Bemerkenswert: Die Player-Entwicklung soll als Hauptabteilung direkt beim Chef, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, angesiedelt werden, liegt dann quasi im Vorhof der Macht.