ORF auf Sparkurs in die schwarzen Zahlen
Von Christoph Silber
Die ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag den Finanzplan 2021 sowie die neue Strategie für die Zeit bis 2025 einstimmig beschlossen. „Trotz der vielfältigen Herausforderungen hat der ORF die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Betrieb, im Programm sowie auch wirtschaftlich bisher gut bewältigt. Innerhalb weniger Monate konnte der Turnaround 2020 zu einem aus heutiger Sicht ausgeglichenen Ergebnis geschafft werden. Durch Einsparungen von rd. 75 Mio. Euro wird der ORF auf Basis des Finanzplanes 2021 ebenfalls positiv abschließen und gleichzeitig sehr ein opulentes Programmangebot präsentieren sowie wichtige Zukunftsinvestitionen tätigen“, wurde ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nach der online geführten Sitzung in einer Aussendung zitiert.
Der Finanzplan für 2021 sieht ein Konzernergebnis vor Steuern von 8,1 Mio. Euro und liegt damit bei etwa einem Drittel des Ergebnisses 2020 (22,5 Millionen). Die Umsatzerlöse des ORF sind für 2021 mit 976,1 Millionen Euro geplant. Die Erlöse aus den Programmentgelten sind für 2021 mit 646,7 Mio. Euro geplant und damit um in etwa auf dem Niveau von 2020 (644,9), die Werbeerlöse mit 206,3 Mio. Euro etwas über den erzielten Wert in diesem Corona-Jahr (200).
Streaming-Zukunft
„Die digitale Zukunftsstrategie ‚ORF 2025‘ schafft die Grundlagen für die erfolgreiche Weiterentwicklung des ORF vom Public Service Broadcaster zur Public Service Plattform. Damit konnten heute wichtige Weichenstellungen für die digitale Zukunft des ORF vorgenommen werden“, erklärte Wrabetz. Mit der Strategie ORF 2025 leite der ORF einen umfassenden digitalen Transformationsprozess ein: die Weiterentwicklung vom Public Service Broadcaster zur Public Service Plattform. Künftig kombiniere der ORF gleichberechtigt lineare Channels und non-lineare Plattformangebote zu einem hybriden Gesamtangebot, das Public Network Value stiftet.
Die Leitprojekte der Strategie ORF 2025 sind die Streaming-Plattform ORF Player sowie die Weiterentwicklung des ORF-Zentrums zum multimedialen ORF-Mediencampus, beide Projekte liegen im Zeitplan. Im Rahmen des ORF-Mediencampus-Projekts sind die Rohbauten für den Multimedialen Newsroom, Ö1 und Ö3 fertiggestellt.
Frage der Umsetzung
„Am Ende des Tage ist eine Strategie nur so gut wie ihre Umsetzung. Diese Aufgabe fällt großteils in eine neue Geschäftsführungsperiode. Es ist das ja kein personalisiertes Vorhaben“, meinte ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach nach der Sitzung. Deshalb sei es auch so wichtig, dass der Stiftungsrat sich so nachdrücklich eingebracht habe und das Ergebnis mittrage. Zum von Wrabetz angesprochenen, wirtschaftlichen Turnaround meinte Zach zudem: „Das seit fünf Jahren laufende, vom Stiftungsrat forcierte und immer wieder hinterfragte Spar- und Strukturprogramm hat dem Unternehmen die Substanz gebracht, auf der es in Krisenzeiten wie jetzt aufbauen und setzen kann.“
Und zu den starken Quoten erklärte Zach: „Der ORF hat dank seiner Mitarbeiter in diesem wirklich fordernden Jahr seinen Auftrag bestmöglich erfüllt. Mit ihren Leistungen in Information und Unterhaltung haben sie, wie die Quoten zeigen, beim Publikum gepunktet.“
Für Heinz Lederer (SPÖ) zeigt das einstimmige Vorgehen der Stiftungsräte „wie gut und intensiv die Arbeiten unter Einbindung von ORF-Generaldirektor und wichtiger Mitarbeiter des ORF waren. Sie sind auch Beweis für Leadership im ORF." „Sehr kritisch" sieht Lederer „die Weigerung der Regierungsparteien ÖVP und Grüne, ein Digitalpaket für den Medienstandort Österreich zu verhandeln und die Finanzierung des ORF auf gesicherte, zukunftsfähige Beine zu stellen." Hier werde es verstärkte initiativen des SPÖ-Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat gemeinsam mit Betroffenen wie Schauspieler und anderen aus der Kreativ-Branche geben.
Auf der Gesetzgebungsebene tut sich, anders wie vom ORF wegen der Möglichkeiten beim Player erhofft, derzeit offenbar nicht allzu viel: Laut der Grünen Mediensprecherin Eva Blimlinger werden momentan gar keine Verhandlungen über ein neues ORF-Gesetz geführt. Sie könne auch nicht sagen, wann ein Entwurf vorliegen werde, sagte sie am Donnerstag im Interview mit dem „Horizont“.