Kultur/Medien

Mit "Expedition Arktis" und Thunberg in die Epizentren des Klimawandels

Es war die größte Arktis-Expedition aller Zeiten. Im September 2019 machte sich der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern auf den Weg zum Nordpol und mit ihm das Team der Expedition „Mosaic“. An Bord: die besten Wissenschaftler ihrer Generation. Ihre Aufgabe: Daten sammeln über den Ozean, das Eis, die Atmosphäre und das Leben. Die Mission: den Klimawandel verstehen.

„Expedition Arktis – Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis.“ (20.15, ARD) hat dieses wissenschaftliche, logistische und auch menschliche Abenteuer dokumentiert – das es so wohl kein zweites Mal mehr geben wird können. „Wir sind wahrscheinlich die letzte Generation, die eine ganzjährig von Eis bedeckte Arktis erlebt“, meinte der Potsdamer Atmosphärenforscher Markus Rex in einem KURIER-Interview.

Monatelang driftete der Eisbrecher angedockt an die riesige „Mosaic“-Eisscholle durch das Nordpolarmeer. Route und Geschwindigkeit bestimmte einzig die Drift des Eises, getrieben von Wind und Strömung.

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Klimaküche Europas

Die Wissenschaftler von 80 Instituten aus 20 Nationen arbeiteten etwa 150 Tage lang in völliger Dunkelheit, und das bei extremen Temperaturen bis unter minus 40 Grad Celsius. Sie bohrten Löcher, legten Wege an, bauten Zelte auf und verlegten Stromtrassen. In einem Umkreis von mehreren Hundert Metern um das Schiff ragten Messstationen in die Höhe. So konnten sie den gesamten Eiszyklus vom Gefrieren bis zur Schmelze – in einem historischen Ausmaß – messen und dokumentieren.

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„Was in der Arktis an Klimaveränderungen passiert, bleibt nicht in der Arktis. Die Arktis ist das Epizentrum der globalen Erwärmung. Und sie ist die Wetterküche für uns in Europa“, erklärte Rex. „Weil wir auf die großen Zusammenhänge schauen, werden wir mit dieser Expedition Antworten auf eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit finden – warum die Arktis ein Treiber der Klimaerwärmung ist.“ Bis es so weit ist, müssen Unmengen an Daten ausgewertet werden. Das wird die Wissenschaft noch auf Jahre beschäftigen.

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Mit 140 Millionen Euro Budget war es die bisher teuerste und logistisch aufwendigste Expedition in die zentrale Arktis. Corona habe sie „an den Rand des Abbruchs gebracht“, betonte Rex. Weltweit mussten Forschungsschiffe ihre Fahrten wegen der Pandemie beenden. Die „Mosaic“-Expedition aber konnte fortgesetzt werden.

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Die Doku „Expedition Arktis“ ist der Auftakt zur ARD-Themenwoche #WIELEBEN – BLEIBT ALLES ANDERS. Im Anschluss daran zeigt die ARD (23.20) den neuen Kino-Film "Ich bin Greta". Als der schwedische  Fotograf und Doku-Filmemacher Nathan Grossman die 15-jährige Schülerin Greta Thunberg kennenlernte, saß sie alleine vor dem schwedischen Parlament und streikte.  

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Einsamkeit

Kaum ein Jahr später gingen Millionen junge Menschen für „Fridays for Future“ auf die Straße und protestierten gegen die Klimazerstörung – inspiriert von dem Vorbild Greta Thunbergs.
In seiner berührenden Doku „Ich bin Greta“ beobachtet Grossman  das bezopfte Mädchen mit dem Asperger-Syndrom bei ihren fulminanten Reden vor den Horden gaffender Erwachsener, die sie mit offenem Mund anstarren: „Mein Name ist Greta Thunberg“, bekommen sie entgegengeschleudert: „Ich will, dass ihr in Panik ausbrecht.“

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Trotz des vielen Händeschüttelns mit Welt-Promis wie Arnold Schwarzenegger   oder Auftritten vor jubelnden Menschenmassen wird Greta auch von Gefühlen der Vergeblichkeit überwältigt, weint und weiß nicht mehr weiter. Mit großer Eindringlichkeit erzählt  „Ich bin Greta“ nicht nur von den Triumphen, sondern auch den Frustrationen der jungen Klimaaktivistin.