Kušej startet als Burgtheaterchef: Politisches Theater am laufenden Band
Von Thomas Trenkler
Wenn es darum geht, die Inszenierungen von Ulrich Rasche mit einem Wort zu charakterisieren, dann spricht man von „Maschinentheater“.
Nicht ganz zu Unrecht. Denn der Regisseur, 1969 in Bochum geboren, konzipiert seine Bühnenbildmaschinen selbst – und sie sind atemberaubend. Für „Die Perser“ bei den Salzburger Festspielen 2018 ersann er zwei riesige, rotierende Scheiben. Die hintere, konzipiert wie die hydraulisch gesteuerten Fahrgeschäfte, konnte sich mitunter bedrohlich aufbäumen.
Für „Die Bakchen“ von Euripides, mit denen Martin Kušej heute, Donnerstag, seine Direktionszeit startet, ersann Rasche drei Laufbänder, die man in verschiedene Richtungen bewegen kann: nach oben, unten, vorne, hinten und im Kreis.
„Maschinentheater“ sind die Inszenierungen trotzdem keine. Denn im Zentrum steht der Mensch. Und Rasche verlangt seinem Ensemble ein Maximum ab: In Salzburg agierten 15 Männer, angegurtet (wie auf einer Galeere), sie skandierten, stampften, schwitzten. Und im Burgtheater wird es nicht viel anders sein. Der Chor besteht aus 16 Personen, auch die Musiker werden, wie man hört, „gut drei Stunden lang“ über die Maßen gefordert.
Gegenüber der APA erklärte Rasche: „Die bewegten Untergründe dienen dazu, den Menschen in Bewegung zu bringen und den inneren Bewegungsmoment zu vergrößern. Das Zusammenspiel von Gedanke, Sprache und Bewegung ist der Nukleus des Theaters – darum ist es mir immer gegangen. Das Spektakuläre der Maschine ist schön und gut, aber die Schauspieler, der Chor, das Musikalische, die Sprachbehandlung sind mindestens die Hälfte der Miete, warum diese Inszenierungen so erfolgreich sind.“ Rasche meint, dass „Die Bakchen“ (zumindest in der Neudeutung) ein Stück sei, das „uns viel über die heutige politische Situation in Österreich und Europa erzählen kann“. Denn Gott Dionysos kehrt wieder – und rächt sich fürchterlich dafür, dass Thebens Herrscher Pentheus eine neue, säkulare Ordnung geschaffen hat.