HIV-Heimtest vor Zulassung in den USA
Von Marie North
HIV-Test leicht gemacht: In den USA könnte in Apotheken und Drogerien bald ein Schnelltest für zuhause erhältlich sein. Ein amerikanisches Expertengremium fordert derzeit die Zulassung eines frei verkäuflichen Heimtests auf den AIDS-Erreger HIV. Der OraQuick-Selbsttest sei sicher und wirkungsvoll und berge mehr Vorteile als Risiken, so die Argumentation.
In Österreich wäre ein HIV-Test in Eigenregie für zuhause derzeit nicht möglich. Der Wiener Mediziner und HIV-Experte Prim. Dr. Norbert Vetter erklärte im Telefongespräch mit KURIER.at warum: Grundsätzlich sei es in Österreich vorgesehen, dass der Schnelltest (seit 2009 gibt es die Möglichkeit eines Schnelltests beim praktischen Arzt) nur in Zusammenhang mit einer medizinischen Beratung bzw. einem Counseling durch einen Arzt oder auch einer Krankenschwester angeboten werden kann. Insofern wäre ein Heimtest in Österreich derzeit nicht möglich, so Vetter.
Persönlich sieht Dr. Vetter die Lage etwas differenzierter: "Jeder Österreicher, jeder Mensch sollte über seinen HIV-Status Bescheid wissen – und zwar wiederholt. Im Falle eines positiven Testergebnisses ist es wichtig, so früh als möglich mit der Therapie zu beginnen, dann ist die Abwehrsituation auch wesentlich besser und der behandelte Patient dadurch auch wesentlich weniger infektiös für andere." Grundsätzlich sollte man sich aber schon im Vorfeld schützen, das Kondom sei derzeit der einzige wirkliche Schutz vor einer Ansteckung bei Geschlechtsverkehr, so Vetter.
Speichel statt Blut
Bei dem HIV-Selbsttest, der derzeit in den USA vor der Zulassung steht, wird ein Abstrich der Mundschleimhaut genommen. Der Test liefert binnen 20 Minuten ein Ergebnis, ähnlich der Schnelltest in Österreich. Im Zweifelsfall muss das Ergebnis durch einen späteren Bluttest überprüft werden. Eine Studie mit knapp 5700 Teilnehmern wurde im Vorfeld durchgeführt. Dabei lieferte der Test in 114 Fällen positive Ergebnisse. Von diesen wurden 106 Fälle bestätigt, das bedeutet eine Test-Trefferquote von 93 Prozent. Negative Resultate bestätigten sich in 99,8 Prozent der Fälle.
Der amerikanische Heimtest ist demnach laut Vetter einfacher durchzuführen als der in Österreich verwendete Schnelltest, weil lediglich eine Speichelprobe ausreicht, um seinen HIV-Status zu eruieren.
HIV-Test für zuhause
Es wird sich wahrscheinlich auf kurz oder lang nicht verhindern lassen, dass Schnelltests über das Internet angeboten werden oder an der Kassa gekauft werden können. Auch stellt der Gang zum Arzt sicher für viele eine Hemmschwelle dar sich testen zu lassen.
Trotzdem ist ein medizinisches Setting - auch beim Schnelltest - wie in Österreich vorgesehen absolut sinnvoll, so Vetter. Einerseits um im Fall eines positiven Ergebnisses sofort mit der Behandlung zu beginnen aber auch um bei einem negativen Ergebnis über potentielles Risikoverhalten zu informieren, damit der Test nicht jedesmal zur Zitterpartie wird - egal wo.
Neuinfektionen in Österreich
Täglich kommt es in Österreich zu ein bis zwei diagnostizierten Neuinfektionen. Im Jahr 2011 wurden 525 Neuinfektionen mit HIV festgestellt. Die Zahl der diagnostizierten HIV-Neuinfektionen liegt damit deutlich höher als in den vergangenen Jahren. 2010 waren 487 HIV-Neuinfektionen neu diagnostiziert worden. Die Steigerung von 2010 auf 2011 beträgt daher 38 Neuinfektionen bzw. 7,8%.